Vorsätze für 2010

 In der Predigt zum Neujahrstag fragte sich Pfarrer Dadas: Was würde uns Gott für das neue Jahr wünschen?

Predigt zum Ausdrucken

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
der erste Tag des Jahres ist mit vielen Wünschen verbunden. Ich weiß nicht, was bei Ihnen an der ersten Stelle der Träume und vielleicht guten Vorsätze für 2010 steht.
Das Forschungsinstitut Forsa befragte im November 3010 deutsche Bürger, um ihre Wünsche zu erfassen. Knapp die Hälfte der Befragten will „mehr Sport machen“ und „auf die Ernährung achten“, was ich als einen Wunsch nach Gesundheit interpretiere. 45 % möchten „mehr Zeit für sich selbst“ sowie für „Familie und Freunde“ (44 %) haben, gefolgt von „Abnehmen“ (39 Prozent) und „sparsamer sein“ (29 %).
In den kirchlichen Kreisen wünschen wir uns natürlich den Segen Gottes, auch wenn wir manchmal nicht so genau wissen, was er bedeuten sollte. Denn ist der Segen mit der Gesundheit, mit dem Wohlstand oder mit der Sorgenfreiheit gleichzusetzen? Ist er etwas Magisches, was nur den Gutgläubigen gesichert ist und dadurch nur den Wenigsten zuteil wird? Der Segen ist das Heil-Schaffende Wirken Gottes in der Welt und dadurch auch in unserem Leben. Und da Gott wesentlich zu unserem Leben gehört, habe ich mir die Frage gestellt, was Gott uns heute nach dem Gottesdienst auf dem Kirchenplatz wünschen würde.
Beim hin und her Überlegen habe ich sehr schnell die Wünsche aus dem Brief an das Christkind verworfen. Denn ich glaube nicht, dass wir vor Weihnachten nur annähernd an all das gedacht haben, was Gott wichtig ist, wenn er an uns denkt. In diesem Zusammenhang bin ich auf das Wort „Heil“ gekommen. Gott würde uns heute das Heil wünschen. Denn das „Heil“ ist im biblischen und im theologischen Sinne der Inbegriff für das Leben ohne Existenzbedrohung; weder durch irdische Gefahren noch durch die Mächte des Bösen. Das Heil meint die Vollendung des menschlichen Verlangens nach Wahrheit und Güte in Freiheit und in Liebe. Das Heil bedeutet Geborgenheit und Sicherheit, die den ganzen Menschen – seinen Leib und seine Seele – umfassen. Negativ formuliert ist das Heil ein Leben ohne Hass, ohne Verzweiflung, ohne Ausbeutung, ohne Not und ohne den ewigen Tod. Gott würde uns heute am Kirchenplatz das Heil wünschen. Denn Gott geht es um den ganzen Menschen. Es geht ihm um unser Wohlbefinden innerhalb seiner Schöpfung, aber auch um unsere Ausrichtung gegen jede Leben zerstörende Kraft.

Natürlich ist das so verstandene – also das wahre Heil – nur mit Gott zu erreichen. Keine Diät, keine Entschlackungskur, keine Sparmaßnahmen, ja nicht einmal die Zeit für sich selbst, für die eigene Familie und für die Freunde können uns das Heil garantieren. Denn auch, wenn das Heil mit der Erfahrung des Wohlgefühls zusammenhängt, ist es nicht mit einem zufälligen Glück oder einer zeitlichen Verbesserung der Lebensqualität gleichzusetzen. Es ist auch keine magische Kraft, die man durch besondere Handlungen, Leistungen und Sprüche erwerben kann.
Das Heil hängt mit der Zuwendung Gottes zusammen, die in unsere Lebensgeschichten hineinfließt und sie dadurch zum Guten wandelt, weil Gott es gut mit uns meint. Darum ist das Heil gerade in den Brüchen des Lebens, angesichts des menschlichen Unvermögens, erfahrbar. In der Begegnung mit der materiellen Not, mit Gewalt und mit der Ausbeutung erfahren wir das Unheil der Sünde. In der Krankheit, im Tod eines uns nahe stehenden Menschen werden wir mit dem Unheil der Vergänglichkeit konfrontiert. Aber in der Zusage Gottes, dass er uns nicht alleine lässt, in der Zuwendung anderer Menschen, die aus dem Geist Gottes handeln und helfen, das Kreuz zu tragen und natürlich im Glauben an die Auferstehung und die Vollendung, erfahren wir das Heil.
Denn das Heil ist nicht nur dort zu suchen, wo wir alle Vorzüge des Lebens genießen können, sondern auch dort, wo dem Unheil heilend begegnet wird. Und hier sind wir bei einem wichtigen Punkt angelangt. Gott ist der Ursprung des Heils, aber wir Menschen sind seine Vermittler. Wir erwirken das Heil nicht, sondern wir geben es weiter, wenn wir in unserer Umgebung den Raum schaffen für das heilende Wirken Gottes.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
ich wünsche uns allen, dass wir in diesem neuen Jahr die heilenden Kräfte Gottes spüren. Ich wünsche uns, dass wir zu heilenden Menschen werden, die Gott und seinem Wirken in der Welt Raum schaffen und dadurch sein Heil weitergeben können.