Fasten hat nichts mit Bikinifigur zu tun

 Worum geht es beim Fasten wirklich? Mit dieser Frage beschäftigte sich Pfarrer Dadas in seiner Predigt am Aschermittwoch.

Predigt zum Ausdrucken (hier klicken)

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
auch wenn sich mit Fasching und mit der Ausgelassenheit der Menschen leichter Geschäfte machen lassen, so wird die Fastenzeit von der Konsumindustrie doch nicht außer acht gelassen. Sie wird z.B. als eine Reinigungs-, Entschlackungs- und Verjüngungs-, also als eine Gesundheitszeit verkauft. Und wenn man sie so definiert, kann der Euro schon klingen. Denn wer von uns möchte nicht gesünder leben? Wer möchte nicht das Gefühl haben, dem Frühling in einem erneuerten Körper entgegen zu gehen?
Auf der anderen Seite gibt es die lange Tradition, die Fastenzeit als eine Übung durch den Verzicht zu gestalten – als ein Training für den eigenen Geist. Ich möchte Ihre guten Vorsätze nicht abwerten, wenn Sie sich bis Ostern vorgenommen haben, nicht zu rauchen, keinen Alkohol zu trinken, oder keine Süßigkeiten zu essen. Sie werden mich aber hoffentlich verstehen, wenn ich sage, dass der Verzicht um des Verzichtswillens aus der Sicht des Glaubens nicht viel bringt. Die persönliche Erfahrung, dass ich in einem Vorsatz durchhalte, kann mich stärken und eine gewisse Zufriedenheit hervorrufen, was allein schon positiv ist.
Jesus hat uns aber vom Anfang seines Wirkens an weder zu einer Gesundheitskur noch zum Persönlichkeitstraining, sondern zur Metanoia aufgerufen, was sehr oft verkürzt als Bekehrung übersetzt wird. Metanoia bedeutet aber vor allem Sinnesänderung. Und wenn wir bei diesem Wort bleiben, werden wir verstehen, dass die Fastenzeit nicht mit Ostern enden kann. Denn bei einer wahren Sinnesänderung geht es um langfristige Lebensgestaltung. Bei einer wahren Sinnesänderung geht es um den Versuch, das eine oder das andere dauerhaft anders zu machen, weil ich erkannt habe, dass es anders gemacht gehört. So ist eine richtig gestaltete Fastenzeit eine langfristige Korrektur des eigenen Denkens, Fühlens oder Tuns, die zur Gewohnheit geworden sind.

Die Liturgie des Aschermittwochs sollte dabei eine Hilfe sein. Die Worte: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst.“ machen uns unsere Vergänglichkeit bewusst. Alles auf dieser Welt hat ein Ablaufdatum. Alles ist in Bewegung auf ein Ziel hin, alles ist zeitlich begrenzt – auch ich. Diese Tatsache zwingt mich zur Suche nach einer Lebensform, die mich erfüllt und mich dadurch Gott und den Menschen näher bringt. Diese Suche ist oft mit Sinnesänderungen verbunden, die mich einiges anders sehen, verstehen und tun lassen. Denn die Suche nach einem erfüllten Leben ist immer mit Metanoia verbunden.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Ich wünsche uns allen, dass es uns gelingt, diese Fastenzeit im religiösen Sinne zu gestalten und sie als eine Möglichkeit zu betrachten, im eigenen Leben langfristig etwas zu verändern.