„Salz und Pfeffer“ für viele Ehejahre

„Zwei sind besser als einer allein, falls sie nur reichen Ertrag aus ihrem Besitz ziehen. Denn wenn sie hinfallen, richtet einer den anderen auf. Doch wehe dem, der allein ist, wenn er hinfällt, ohne dass einer bei ihm ist, der ihn aufrichtet. Außerdem: Wenn zwei zusammen schlafen, wärmt einer den andern; einer allein – wie soll er warm werden? Und wenn jemand einen Einzelnen auch überwältigt, zwei sind ihm gewachsen und eine dreifache Schnur reißt nicht so schnell.“ (Koh 4, 9-12)

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
die meisten von uns haben sicher mitbekommen, dass heute die Royal-Hochzeit stattgefunden hat. 600 Gäste haben in der Kapelle des Schlosses Windsor, 1.200 im Park Platz gefunden. Und über die Medien sollten ca. 2 Milliarden Menschen daran teilgenommen haben. Auf die Frage, warum dieses Ereignis für solche Massen interessant ist, haben Psychologen mehrere Antworten. Dabei geht es nicht um den Traum, selber einmal in die Rolle einer Prinzessin zu schlüpfen, weil das Leben der gegenwärtigen Prinzessinnen nicht automatisch als geglückt gesehen und bezeichnet werden kann. Zuerst geht es um die Teilnahme an einem besonderen Fest, an einigen schönen Momenten, um die Ästhetik, die bei vielen Menschen im oft grauen Alltag zu kurz kommt. Aber dann – und das ist viel wichtiger – geht es um den Traum einer gelungenen Beziehung, es geht um den Traum geliebt zu sein, jemand gefunden zu haben, der zu mir steht, mit mir das Leben teilt, mich in den größten Schwierigkeiten des Lebens nicht verlässt. Diese Werte haben in der Gesellschaft noch immer einen sehr hohen Stellenwert und sie sind aus der Sicht der Psychologen der wichtigste Grund einer so hohen Zuschauerzahl.

Dieser Grund hat auch uns heute versammelt. Aber wir blicken in dieser Stunde aus einer anderen Perspektive auf die Ehe: Wir träumen nicht von einem gelungen Leben, sondern wir danken bereits dafür. Wir suchen nicht solche Menschen, die in allen Tiefen und Höhen des Lebens zu uns stehen und mit uns gehen, sondern, danken, solche bereits gefunden zu haben.

Als Symbolgeschenk bekommen Sie heute, liebe Jubelpaare, „Salz und Pfeffer“ – zwei unterschiedliche Gewürze, die den Geschmack einer Speise wesentlich beeinflussen. Jedes Gewürz ist anders, jedes hat eine besondere Eigenschaft und Aufgabe. Ohne sie wäre eine Speise geschmacklos, ungenießbar.

Weil Sie aber schon viele Jahre lang miteinander unterwegs sind und das Leben im Miteinander genießen, war bei Ihnen in der Beziehung die Dosierung der verschiedenen Lebensgewürze scheinbar gerade richtig. Ich rede jetzt nicht von den einzelnen Tagen, die entweder versalzen, oder verpfeffert waren. So etwas gehört zum menschlichen Alltag, zum Erkennen der Grenzen des anderen, zur Suche nach dem optimalen Geschmack des gemeinsamen Lebens. Dass man dabei manchmal etwas verwürzen kann, ist verständlich, aber man lernt daraus.

Sie haben also die ausgewogene Gewürzmischung für Ihr Leben gefunden: viel Liebe, viel Rücksicht aufeinander, hier und dort eine Prise Vergebung, um neu durchzustarten, viele Gespräche und viel Interesse für einander, mit dem Wunsch, dass sich die andere Person entwickeln und verwirklichen kann. All das und noch viel mehr begleitet Sie seit Jahren und macht Ihre Beziehung zu einer besonderen. Daraus können sicher auch Ihre Familien Kraft schöpfen, immer wieder Mut gewinnen, um das eigene Leben gut zu gestalten.

Liebe Jubelpaare,
es braucht nicht hunderte Zuschauer um glücklich zu sein, denn das Glück wird nicht an ihrer Zahl gemessen. Das Glück beginnt dort, wo zwei Menschen ein „Ja“ zueinander sagen und dieses „Ja“ durch Jahre pflegen und immer wieder erneuern. Das Glück wächst nicht mit der Zahl der Zuschauer, sondern mit der Zahl der Menschen, die von der Beziehung getragen und umsorgt werden, wie Kinder und Kindeskinder, wie Freunde, die im Laufe der Zeit Weggefährten wurden. Und endlich wächst das Glück mit der Gewissheit, dass es in der Beziehung um das Leben geht, das immer nach mehr, nach Freude und nach Erfüllung schmeckt.

Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zu Ihrem Jubiläum. Ich gratuliere zu Ihrem Glauben daran, dass die Ehe gelingen kann, zum Mut gegen die Trends der Gesellschaft zu leben, indem man vor Schwierigkeiten nicht flüchtet, sondern sie gemeinsam meistert. Ich wünsche Ihnen noch viele Jahre, die Sie als Früchte Ihrer Liebe genießen können. Ich wünsche Ihnen, dass Sie viel Freude erfahren, wenn Sie sehen, dass Ihr Leben auch das Leben der anderen Menschen bereichert und erfreut.

Slawomir Dadas
Pfarrer

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