Armenien Einführung und 1. Tag 13. Juli 2018

Die schon zur Tradition gewordene jährliche Kultur- und Pilgerreise der Pfarre Vogelweide unter der Teilnahme einer großen Gruppe aus Hörsching und ein paar Leuten aus anderen Pfarren führte uns (insgesamt 44 Personen) heuer in das touristisch noch wenig überlaufene und von den Auswüchsen des Fremdenverkehrs verschont gebliebene nur knapp 30.000 km² große Land südlich des Kaukasus gelegene Armenien.

Pfarrer Slawomir Dadas hatte wie immer nicht nur die geistliche Betreuung übernommen, sondern sich auch sonst wie ein guter Hirte um seine Schafe um uns gekümmert. Tatkräftig wurde er, angefangen von der Planung der Fahrt mit Kneissl-Touristik, von Ingrid Scherney unterstützt.

Das in einem vulkanischen Gebiet befindliche Land und immer wieder von schweren Erdbeben heimgesuchte Land musste sich im Laufe der Geschichte häufig gegen mächtige Nachbarn behaupten. Zur Zeit seiner größten Ausdehnung (ca. 80 v. Chr.) war es etwa 10 mal so groß wie heute und reichte bis an das Mittelmeer, das Kaspische und das Schwarze Meer. Das größte Trauma der neueren Geschichte stellte der 1915 im Schatten des 1. Weltkrieges von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkte von den Türken verübte schreckliche Völkermord an der armenischen Volksgruppe (im sogenannten westlichen Armenien) dar. Schätzungen nach sollen diesem systematischen Genozid, unter dem Vorwand die Armenier hätten mit den Feinden kollaboriert, ca. 1,5 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sein. 1827 war Armenien von den Russen besetzt und bei der Beendigung des russisch-türkischen Krieges 1878 beim Berliner Kongress zwischen den beiden Staaten aufgeteilt worden. Am 21. September 1918 konnte das Land wieder seine Unabhängigkeit erreichen und die bis Jerewan vordringenden Türken 1919 in der Schlacht bei Sandarapar abwehren. 1922 verlor es jedoch erneut seine Selbständigkeit und wurde der Sowjetunion als Teilrepublik einverleibt. Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft entschied sich Armenien zum Austritt aus der russ. Konföderation und wurde damit wiederum zu einem freien Land.

Die immense Korruption der nunmehrigen präsidialen Regierung führte jedoch dazu, dass aus dem Ausland keinerlei Investitionen mehr erfolgten und die gesamte Wirtschaft zusammenbrach. Zahlreiche Industrieruinen und eine sehr hohe Arbeitslosigkeit waren die Folge, was weiters zu einer bis heute anhaltenden Auswanderungswelle und raschen Abnahme der Bevölkerung auf nur mehr etwas über 2 Millionen führte, während die Anzahl der über die ganze Welt verstreuten Armenier auf insgesamt ca. 7 Millionen geschätzt wird. Die Auseinandersetzungen und die Besetzung von Berg Karabach, das mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird, mit dem östlich und durch die Enklave Nachitschewan auch westlich angrenzenden Aserbaidschan führten 1989 zu einem Krieg und zu einer dreijährigen schrecklichen Not im Land, da es durch die Sperre der Gaszufuhr weder Strom noch Heizung gab. Viele kauften deshalb die auch bei uns noch gut bekannten Kanonenöfen und verbrannten damit alles, was nur irgendwie brennbar war, wie z. B. Holz, alte Schuhe, Papier u. dgl. Grenzübergänge und Verbindungen zum Ausland gibt es heute lediglich 2 im Norden zu Georgien und eine zu Persien. Die langen Grenzen zur Türkei im Westen und nach Aserbeidschan im Osten und Westen sind geschlossen. Gute Beziehungen bestehen zum Iran und auch zu Russland, mit dem ein langjähriger Militärvertrag geschlossen wunde und wo auch viele Armenier einen Arbeitsplatz finden. Im heurigen Frühjahr wurde in einer völlig friedlich verlaufenden „samtenen“ Revolution die korrupte präsidiale Regierung abgelöst und durch eine parlamentarische ersetzt. Es besteht dadurch eine große Aufbruchsstimmung. Die vielfach als sehr geschäftstüchtig und reich bekannten Auslandsarmenier tätigen nun wieder große Investitionen.

 

Armenienreise 1. Tag. 13. Juli.

Mit Sab-Tours geht es, Abfahrt 16 Uhr15, von Wels über Hörsching nach Schwechat. Für 40 Minuten Verspätung des Abfluges mit Austrian-Airlines nach der Hauptstadt Jerewan, werden wir bei unserem Rückflug vom Flughafen Zvartnots durch eine um eine Stunde verlängerte „Einkaufszeit“ entschädigt. Etliche von uns nützen die Möglichkeit des komfortablen Check-in Schalters (auch für das Gepäck), was ein Anstellen in der Warteschlange erspart. Abflug um 22 Uhr. Begrüßt werden wir in Jerewan nach etwa 3 Stunden Flugdauer von Mrs. Lilia Harutyunyan, die uns alle Tage bestens betreuen wird und viel über Geschichte und Kultur, aber auch über die großen Probleme ihrer Heimat, insbesondere die große Arbeitslosigkeit und das geringe Einkommen der meisten Bewohner, neben denen es auch Schwerreiche gibt, erzählt. Unser während der gesamten Reise sehr souverän fahrender Chauffeur Johannes bringt uns mit einem komfortablen Reisebus, der, wie an seiner Bemalung und Beschriftung zu ersehen ist, in seinem früheren Leben in Frankreich schon einige Runden gedreht hat, zum 10 km entfernten im Zentrum gelegenen 14stöckigen Opera Suite Hotel. Bedingt durch die Zeitverschiebung ist die Uhr 2 Stunden vorzudrehen, und es ist dadurch bereits Samstag 6 Uhr früh.

Reisebericht: Johann und Magdalena Kalchmair
Fotos: Slawomir Dadas, Ingrid Scherney