Bibelwerkstatt „Paulus verstehen“

Die bereits vierte Bibelwerkstatt, diesmal zum Thema „Paulus verstehen“, fand am 23.10., 30.10. und 06.11. – jeweils von 19:30 – 21:00 im Mariensaal statt.

Neben der geschichtlichen und theologischen Aufbereitung des Themas durch die Vortragenden Rudi Bittmann, Mag. Eva Kastner und Elisabeth Malzer wurden ausgewählte Stellen aus Paulus‘ Briefen in Kleingruppen bearbeitet.

Über Paulus selbst ist nur wenig bekannt. Wahrscheinlich lebte er von ca. 10 – 60 n. Chr. Seine Heimatstadt Tarsus, im Süden der heutigen Türkei an der Grenze zu Syrien, war ein wichtiges Handelszentrum und Hauptstadt des römischen Bezirks Kilikien. Von seiner Geburt an trug er den Namen Saulus Paulus und wuchs in der jüdischen Tradition beeinflusst von der römischen und griechischen Kultur auf.

Ihm werden sieben authentische Briefe und zwar 1 Thess, 1 Kor/2 Kor, Phil, Gal, Phlm und Röm zugeschrieben, die er meist im Anlassfall an seine Gemeinden richtete. Alle anderen Briefe sind keine Selbstzeugnisse und wurden nach seinem Tod v. a. durch seine Schüler verfasst. Paulus war durch und durch Jude. Die Thora und die mündliche Auslegung des Gesetzes waren für ihn Richtschnur. In seinem Glaubenseifer empfand er die neue Bewegung, die sich auf Jesus berief, zunächst als eine Gefahr und Bedrohung für seine jüdische Identität und verfolgte daher die Christen unerbittlich. Seine Berufung erlebt er auf der Reise nach Damaskus, gibt aber bis zu seinem Lebensende die jüdische Identität nicht auf. Allerdings führen für Paulus allein Glaube und Gottes Gnade zur Erlösung. So ist seinem Verständnis nach für Heiden auch ein direkter Zugang zum Christentum möglich, während, wenigstens anfänglich, für Petrus, Jakobus und die Jerusalemer Gemeinde der Weg zum Christentum nur über die jüdische Tradition (inkl. Beschneidung) führte. Die Ansicht, Paulus wäre „Frauenfeind“ gewesen, hält neueren Forschungen nicht stand. Aussagen, die Frauen in eine niedere Rolle drängen, wurden fast ausschließlich in den Briefen der Paulusschüler gemacht, die erst viele Jahre nach Paulus verfasst wurden. Paulus ging, ganz im Gegenteil, in einer für diese Zeit sehr offenen Art mit Frauen um und hat sie, durchaus den Männern gleichberechtigt, als Apostelinnen, Diakoninnen und Gemeindeleiterinnen bezeichnet bzw. eingesetzt.

Die nächste Bibelwerkstatt findet voraussichtlich im Herbst 2019 statt.

Birgit Breitwieser