Weihnachten 2009: Gewonnen oder verloren?

Gehören Sie zu den Siegern oder zu den Verlierern des Heiligen Abends? Diese Frage stand am Anfang der Predigt von Pfarrer Slawomir Dadas in der Mette.
Fotos von der schön geschmückten Kirche

         
         

Predigt zum Ausdrucken

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
gehören Sie zu den Siegern oder zu den Verlierern des Heiligen Abends? Haben Sie mehr, größere und teurere Packerl bekommen als die anderen? Und umgerechnet in Euro: Ist der Wert dessen, was Sie bekommen haben höher, als der, den Sie investieren mussten? Wenn Sie zu den Siegern gehören, dann lehnen Sie sich jetzt in der Mette gemütlich zurück, hören Sie die romantischen Lieder und danken Gott für seinen Segen. Wenn Sie diesmal eher zu den Pechvögeln gehören und scheinbar zu großzügig waren im Vergleich mit dem, womit Sie bedacht wurden, dann bitten Sie Gott um die ausgleichende Gerechtigkeit im Neuen Jahr und hoffen, dass diese heilige Feier Ihre Stimmung hebt.
Natürlich vertraue ich darauf, dass Sie nicht so denken.
Denn wer zu Weihnachten zu rechnen beginnt, hat das Fest der Geburt Christi nicht verstanden. Weihnachten ist kein Fest der materiellen Träume und erfüllten Wünsche, sondern ein Fest der Großzügigkeit Gottes gegen die Gier und gegen die Logik der Welt. Gerade heuer, angesichts des Zusammenbruchs der kranken, inhumanen aber vor allem gottlosen Wirtschaftsideen und der Vorzeigehochburg der menschlichen Gier – Dubai, bekommt die Aussage von Weihnachten eine besondere Bedeutung. Heute wird uns bewusst, dass der Friede und der Wohlstand nicht von solchen Menschen geschaffen werden, die sich an der Macht und am Besitz orientieren, sondern von Gott, der sich immer zuerst den Armen und Unbedeutenden zuwendet.
Zu Weihnachten erleben wir sehr deutlich, dass Gott großzügig ist und nicht rechnet. Er sendet das höchste Gut, das er hat: seinen Sohn, seine zum Greifen nahe Liebe. Er macht kein Tauschgeschäft und überlegt nicht, was er als Gegenleistung dafür bekommen könnte. Er hat Freude am Schenken, aber auch Freude daran, dass sein Geschenk etwas Unruhe stiftet und zumindest einige zum Nachdenken bewegt. Denn die Heilige Nacht ist kein Fest der Romantik. Wenn es so wäre, dürfte man Jesus nicht in einer Krippe darstellen, sondern zumindest in einem Bett – zugedeckt mit einer Daunendecke, mit einem Häubchen, damit er sich nicht verkühlt und mit einem Schnuller, damit er nicht weint, wenn er die Misere sieht, die ihn umgibt. Weinachten ist ein Fest der brutalen Wahrheit, weil der großzügige Gott die Logik und die Gier der Menschen aufdeckt und sich mit ihnen messen lässt. Oder anders gesagt: Gott „schaltet das Licht ein“, sein Licht, damit es zum Vorschein kommt, wie die Welt wirklich ausschaut: was darin dem Geist der Liebe, der Versöhnung und des Friedens entspringt und was durch den Egoismus, die Ausbeutung und die Falschheit geprägt ist.
Gott wirkt nicht wie die Mächtigen dieser Welt durch Vertreter und Anwälte, um den Betroffenen und Betrogenen nicht in die Augen schauen zu müssen. Er kommt persönlich zu uns, er macht sich die Schuhe schmutzig, um uns bewusst zu machen, dass die Menschwerdung nur in einem persönlichen Kontakt möglich ist.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
es ist egal, ob Sie an diesem Heiligen Abend viel oder wenig bekommen haben. Es ist egal, ob sich alle Ihre Wünsche erfüllten und ob Sie zur Erfüllung der Wünsche der anderen beitragen konnten. Eines ist in dieser Nacht besonders wichtig: ob Sie wie Gott Mensch werden wollen, um aus der Liebe, aus der Versöhnung und aus dem Frieden zu handeln. Heute sind nicht die Eurozeichen wichtig, sondern die Freude über die Klarheit, dass Gott denen nahe ist, die selbst großzügig sind und die sich an andere verschenken.
Ich wünsche uns allen, dass Weihnachten für uns wie für Gott ein Fest gegen die Gier der Menschen sein wird. Ich wünsche uns, dass die Begegnung mit dem Kind in der Krippe uns verändert und uns zu großzügigen Menschen macht.