Auch wir sind Gesandte!

„Wir haben die Vollmacht bekommen, im Namen Jesu zu wirken. Aber der Erfolg liegt ganz bei ihm und muss nicht immer ersichtlich sein für uns. Für uns ist wichtig, dass unsere Namen im Himmel verzeichnet sind. Und das sind sie, wenn wir versuchen, Gutes zu tun, im Namen Gottes. Denn Gott vergilt alles, er lässt sich nichts schenken.“ Der Schlussgedanke der Predigt von Diakon Rudolf BittmannPredigt zum Ausdrucken

04. Juli 2010, 14. Sonntag i. Jkr.
Lk 10,1-12.17-20

Wir haben eben eine Stelle aus dem Evangelium gehört, die sehr reich an Themen ist. Wir könnten uns jetzt zum Beispiel darüber unterhalten, was die Zahl 72 bedeutet. Oder wir könnten darüber nachdenken, warum Jesus nicht die 12 vorher Auserwählten aussendet, sondern irgendwelche andere Jünger. Oder warum die ohne Geld, ohne Proviant, ohne Schuhe unterwegs sein sollen – übrigens das Thema des Steinschnitts auf dem rechten Ambo in unserer Kirche.
Ich habe mich für ein anderes Thema entschieden. Für den letzten Satz: „Freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind“.
Offenbar hatten die Jünger Schwierigkeiten gehabt, mit den Anweisungen Jesu zu Rande zu kommen. Sie werden wohl herumgereist sein, wie die Wunderrabbis damals, die als starke Persönlichkeiten auftraten und damit so eine Art Wunder wirkten, spektakulär und Aufsehen erregend. Jesus bremst sie ein. „Freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen“. Nicht eure Wirksamkeit ist wichtig, nicht, dass ihr anerkannt seid, nicht, dass ihr berühmt seid, nicht, dass ihr Einfluss habt. Wichtig ist, dass ihr das, was ihr tut, in meinem Namen tut, dass ihr es für mich tut.
Ich finde da viele Parallelen zu uns, zu unserer ganz konkreten Situation, hier in Wels, hier in der Vogelweide. Beispiele gefällig?
Da gibt es Gespräche anlässlich eines Todesfalls, wo zu spüren ist: den Angehörigen ist  ein bisschen geholfen, sie gehe getrösteter, als sie gekommen sind. Es gibt Gespräche anlässlich einer Taufe wo im Rahmen dieser Unterhaltung der Blick auf Jesus etwas geöffnet wird.  Und dann wieder gibt es diese scheinbar leeren Worte, wo nichts zu spüren, nichts zu fühlen ist. Und wir denke, wir haben die Erwartungen, die in uns gesetzt werden, nicht erfüllt.
Tischmütter erleben eine Runde mit den ihnen anvertrauten Kindern, in der Jesus wirklich nahe ist. Und der nächste Nachmittag vergeht mit Dummheiten. Sie fühlen Versagen.
Die Firmhelfer verbringen ein großartiges Wochenende mit den Firmlingen, Gemeinschaft ist entstanden, nicht nur untereinander, sondern auch mit Christus. Nach der Firmung bleibt kaum einer der Firmlinge in der Pfarre präsent. War alles umsonst?
Bei den Besuchern der Kranken ergeben sich immer wieder schöne, tiefe Gespräche. Aber dann gibt es auch Unzugänglichkeit oder gar Ablehnung. Was hat der Besucher falsch gemacht?
Kürzlich, beim Fest der Langen Nacht der Kirchen arbeiten 40 Leute mit Hochdruck, und dann kommen 80 Besucher. Alles vergeblich?
Einige Menschen versuchen, die Neuzugezogenen in unsere Pfarre einzuladen, mit unserer Pfarre bekannt zu machen. Von 30 Angeschriebenen kommen 2 zum Treffen. Alles sinnlos?
Unser Barteam gestaltet mit großem Aufwand ein schönes Fest. Der Besuch bleibt hinter den Erwartungen weit zurück, genau so wie die Einnahmen, das zählbare Ergebnis. Sollen sie es lassen, aufhören mit solchen Veranstaltungen?
Es ist das nur ein kleiner Auszug. Ich könnte noch viele Gruppen und Personen aufzählen.
Die 72, die den Zwölfen gleichgestellt sind, die stehen für uns. Und die Vollmacht, mit der Jesus die 72 ausgestattet hat, die gilt auch für uns. Die wurde uns in der Taufe und in der Firmung erteilt. Aber das, worum es Jesus wirklich geht, das ist damit leider noch nicht in unseren Köpfen. Wir sind konditioniert auf Leistung und auf Erfolg. Bleibt der Erfolg aus, dann zählt die Leistung nichts. Jesus genügt die Absicht, genügt das Bemühen. Natürlich ist es schön, gelobt zu werden, natürlich tut es gut, angesehen und geachtet zu sein. Das Problem ist, dass man dann schon einmal aus den Augen verlieren kann, dass man eigentlich einem folgen will, der wegen seiner Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit verspottet, verlacht und letztlich als Verbrecher schändlich hingerichtet worden ist.
Was Jesus sagen will ist, dass es nicht um den offensichtlichen Erfolg geht. Beim Pfarrfest ist es ja nicht so wichtig, wie viel Geld hereinkommt, sondern dass die Menschen zusammenkommen im Namen Jesu. Was der Trauernde aus dem Gespräch mitnimmt, was im Bewusstsein des Erstkommunionkindes bleibt, woran sich der Firmling vielleicht in 5 Jahren erinnert oder welchen Trost der Kranke erfahren hat, das wissen wir nicht und brauchen es ja auch nicht zu wissen. Aber Gott weiß es und er wird es richten – richtig machen.

Wir haben die Vollmacht bekommen, im Namen Jesu zu wirken. Aber der Erfolg liegt ganz bei ihm und muss nicht immer ersichtlich sein für uns. Für uns ist wichtig, dass unsere Namen im Himmel verzeichnet sind. Und das sind sie, wenn wir versuchen, Gutes zu tun, im Namen Gottes. Denn Gott vergilt alles, er lässt sich nichts schenken.