Einführung in das Bittgebet

Mit dem Lied „Gib mir Liebe ins Herz“ stiegen wir in die Einführung in das Bittgebet ein.

Grundsätzlich ist zu sagen, dass Menschen in unserer Zeit Schwierigkeiten mit dem Gebet oder auch mit liturgischen Ritualen haben.
Gründe dafür sind unter anderem:

  • „Das verschüttete Herz“ (Karl Rahner): die Ausrichtung auf den Konsum und der Stress in Freizeit und Arbeitswelt. Für die Bewältigung des Alltags scheint das Gebet nicht brauchbar. Das Bittgebet ist möglicherweise sogar die Ursache, dass Menschen überhaupt nicht mehr beten – weil sie die Erfahrung des Nicht-Gehört-Werdens gemacht haben.
  • Ein falsches Verständnis des Adressaten des Gebetes.
    – Gott ist zu groß, man soll ihn nicht mit Kleinigkeiten beschäftigen
    – Gott ist ein Geheimnis, das man nicht ansprechen kann.

Im Gebet bitten kann überhaupt nur jemand, der die Überzeugung hat, dass Gott in dieser Welt wirkt. Das setzt den Glauben an einen lebendigen, mitgehenden, mitleidenden Gott voraus.
Karl Rahner, meint, dass das Bittgebet oft „missverstanden“ und zu einem „der Monolog des menschlichen Egoismus“ wird. Nämlich die Meinung, dass sich menschliche Vorstellungen (des Lebens) mit Gottes Hilfe erfüllen müssen. Das Bittgebet ist aber doch etwas anderes. „Wenn aber ein Mensch als einer, der mit seiner Bedrohtheit ganz in Gott hinein sich ergibt und zugleich unweigerlich und legitim ein Bestimmtes will, sich vor Gott hinstellt, ein in seiner Konkretheit sich Überantwortender ist, dann spricht er ein Bittgebet.“ (Karl Rahner).

Ein Bittgebet an Gott zu richten bedeutet also, seine Not vor Gott zu tragen, aber nicht die Lösung! Und von ihm zu erwarten, dass er die Not auf seine Art lösen wird.

In welchem Zusammenhang stehen die Bittgebete in der Bibel?

  • Das Bittgebet und der Glaube (Mk 11,22-25): In den Bitten geht es darum, den eigenen Glauben zu stärken
  • Das Bittgebet und die Verherrlichung des Sohnes (Joh 14,13-14): In diesen Versen geht es dem Evangelisten darum, dass Jesus als der Sohn Gottes anerkannt wird
  • Das Bittgebet und die Liebe zueinander  (Joh 15,12-17): alles Erbetene wird im Rahmen der Liebe, die die Gemeinde stärkt, gegeben werden
  • Das Bittgebet und die Freude über die Verherrlichung des Sohnes (Joh 16,20-24): die Freude über den Sieg des Lebens

Auch der Austausch über persönliche Gebetserfahrungen trug zum Verständnis des Bittgebetes bei. Eine Anfrage war z. B., ob es das (Bitt)Gebet überhaupt braucht, weil Gott unser Innerstes sowieso kennt. Ausdrückliche Gebete tun dem bittenden, suchenden, ringenden Menschen gut, weil dadurch die Beziehung zu Gott vertieft wird. Es kann aber auch durchaus sein, dass eine Gebetshaltung – die anbetende Wahrnehmung der Wirklichkeit Gottes – das gesprochene Gebet nicht braucht.

Das Bittgebet ist eine Gattung neben anderen Gebetsarten, wie Lob, Dank, Preis, Klage, ….  Jesus hat uns ein Bittgebet hinterlassen – das Vater unser. Dieser „Klassiker“ beinhaltet sieben Bitten, die wir am Ende des theologischen Vortrags gemeinsam gebetet haben.

Fotos: Gaby Eichberger