Vertreter der Botschaft Gottes

predigt2„Seht doch auf eure Berufung! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott. Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung. Wer sich also rühmen will, der rühme sich des Herrn; so heißt es schon in der Schrift.“ 1 Kor 1,26-31

 

 

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

wissen Sie, was einen guten Staubsaugervertreter ausmacht? Wenn nicht, dann versuchen wir einige Eigenschaften zu sammeln. Er muss freundlich, geduldig, hartnäckig sein. Auch wenn er von vielen nicht willkommen geheißen wird, muss er höflich bleiben. Er muss viel aushalten und dabei gute Nerven behalten, wenn er hier und dort eine Abfuhr erfährt. Er muss ein großes Wissen über seine Produkte haben und von der zum Verkauf stehenden Ware selbst überzeugt sein. Aber vor allem muss er sein Produkt und nicht sich selbst verkaufen wollen. Er muss die ganze Aufmerksamkeit des Kunden auf seinen Staubsauger richten, damit der potentielle Käufer sich dafür entscheidet, denn nur so kann ein guter Vertreter auch Erfolge verzeichnen.

Aber stellen Sie sich vor, dass bei Ihnen ein Staubsaugervertreter an die Tür klopft, der nur über sich selbst redet: davon wie gut er und seine Familie nicht wären, wie viel er bereits von der Welt gesehen habe, welche Menschen er nicht kennen würde usw. Ich glaube, dass Sie bei ihm keinen Staubsauger kaufen würden und dass er ziemlich schnell das Weite suchen müsste.

Heute in der Lesung an die Korinther haben wir gerade eine ähnliche Thematik gehört. Es ist aber nicht um einen Staubsaugervertreter, sondern um den Vertreter der Botschaft Gottes gegangen. Paulus denkt über sich selbst und über die anderen Glaubensverkünder im Zusammenhang mit der Welt und natürlich mit der Botschaft nach. Er kommt darauf, dass Gott als seine Werkzeuge das Schwache und das Verachtetewählt. Gott verbündet sich nicht mit den Starken, mit den Reichen, mit denen, die das Leben machen und steuern. Er wählt nicht die Berühmten und nicht die Prominenten aus, sondern die Unscheinbaren. Denn bei der Verkündigung geht es nicht um den Vertreter, sondern um die Botschaft, es geht nicht um die Verpackung, sondern um den Inhalt.

Gerade solche Bibeltexte machen uns bewusst, dass der Glaube und die Verkündigung nicht nach den Regeln der Verkaufskunst organisiert werden können, sondern ausschließlich als Zeugnis verstanden werden müssen. Wir brauchen und wir dürfen den Menschen nichts verkaufen. Wir sind dazu eingeladen, Zeugen des liebenden und barmherzigen Gottes zu sein. Wir sind aufgefordert, Zeugnis für seine Gerechtigkeit, für die Heiligung in der Welt und für die Erlösung aus den Fesseln der Sünde und des Todes zu bezeugen.

Aber gerade in unserer Zeit, in der am Markt der Glaube als eines von vielen Produkten für die Seele aufscheint, gibt es manchmal Versuchungen, die Botschaft als ein Verkaufsobjekt zu sehen. Einige meinen, dass eine schönere Verpackung des Glaubens, die anderen, dass billigere Glaubensangebote die Menschen an Gott und dadurch an die Kirche binden würden. Rhetorikseminare, um professioneller aufzutreten, sollen helfen die Kundenzufriedenheit zu erreichen.

All das wird durch die biblischen Texte widerlegt. Nicht die menschliche Kunst, sondern die Kraft und die Absicht Gottes müssen die Zuhörer erreichen. Dieses Wissen kann gerade in einer der Religion feindlichen Zeit entlastend sein. Denn manchmal haben wir das Gefühl, dass wir den Glauben und die Kirche MACHEN müssen. Manchmal haben wir das Gefühl, dass wir in jeder Handlung die höchste Professionalität an den Tag legen müssen, damit die Menschen bestens unterhalten, bestens getröstet oder bestens begleitet werden. Oft vergessen wir, dass der Glaube nicht machbar ist. Er ist ein Geschenk, das von Gott angeboten und von dem einzelnen Menschen angenommen werden kann.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

Gott ist nicht in den schönen Reden, nicht bei den berühmten Damen und Herren und nicht bei den kostspieligen Unterhaltungen zu suchen. Er lässt sich dort finden, wo ein Mensch sich der eigenen Grenzen bewusst ist, wo er nicht glaubt, sich aus eigener Kraft erlösen zu können.

Ich wünsche uns allen, dass wir uns selbst nicht zu den besten Verkäufern der Frohen Botschaft zählen, sondern zu Zeugen, die versuchen, die Botschaft Jesu vorzuleben. Ich wünsche uns, dass die Menschen an unserem Leben merken, dass wir mit einem liebenden und befreienden Gott unterwegs sind, der uns mit seinem Heil und mit seiner Erlösung beschenken will.

Slawomir Dadas
Pfarrer