Was feiert wer Ostern feiert? Fest der Befreiung

FastenbesinnungDer moderne Mensch ist zwar in Bezug auf seine Lebensführung von vielen Zwängen befreit, allerdings ordnet er sich solchen Autoritäten wie der öffentlichen Meinung und Modeerscheinungen unter (vgl. Erich Fromm, Die Furcht vor der Freiheit).

Die Freiheit eines Menschen beginnt mit seinem Bewusstsein, sich von der Umwelt und anderen Mitmenschen zu unterscheiden. Sie steht in der Spannung zwischen Vergangenheit und Zukunft, die gut gestaltet werden will. Freiheit bedeutet, über das eigene Leben selber zu verfügen, sich gegen herrschende Trends durchsetzen zu können, auch einmal gegen den Strom zu schwimmen; und nicht die ständige Veränderung der eigenen Meinung

Viele biblische Erzählungen aus dem Buch Genesis zeigen, wie der Mensch die ihm von Gott geschenkte Freiheit missbraucht:

  • Der Mensch akzeptiert seine eigenen Grenzen, seine Geschöpflichkeit nicht – er will wie Gott sein (Adam und Eva)
  • Der Mensch akzeptiert auch die Grenzen anderer Menschen nicht (Sündenfall von Kain und Abel); Problematik des Zusammenlebens
  • Der Mensch zerstört in seinem Wunsch nach Macht das erreichte Glück (Turmbau von Babel)
  • u. v. m.

Zur Sicherung des Lebens und für die Regelung der Freiheit wurden Gesetze gegeben. Die Geschichte zeigte aber, dass diese ihre Aufgaben nicht erfüllten, sondern das Gegenteil erreichten. Jesus deutete neu: Frei ist erst, wer das Gesetz nicht um der Buchstaben, sondern um des Gesetzes Willen erfüllt. Wo die Freiheit des Menschen durch die Gesetzeslage beschnitten wird und niemand etwas dagegen unternimmt, herrscht Ungerechtigkeit – theologisch gesprochen, Sünde.

Die Feier der Osternacht als Fest der Befreiung:

  • Lichtfeier am Beginn – Licht durchbricht die Dunkelheit
  • Feierlich gesungenes Exsultet – DAS Lied zu Ostern beinhaltet alle wichtigsten Erlösungselemente der Menschheitsgeschichte; fast die Hälfte des Textes spricht von der Befreiung
  • Gebet nach der Lesung aus dem Buch Exodus schlägt eine Brücke von der Erinnerung direkt zu uns („Einst hast du Israel aus der Knechtschaft des Pharao befreit und durch die Fluten des Roten Meeres geführt; nun aber führst du alle Völker durch das Wasser der Taufe zur Freiheit“)
  • Tauferneuerung – die Taufe befreit alle Menschen von versteckten Sklavereien zu neuem Handeln. So wie Jesus gehandelt hat.

Die frohe Osterbotschaft als Fest der Befreiung: Gott liebt uns als freie Menschen! Wir brauchen uns nicht ständig anzupassen, oder uns anderen Menschen oder Moden zu unterwerfen. Wir sollen den Mut aufbringen, uns selbst anzunehmen, das Leben auf das Gute auszurichten und in der Ausrichtung auszuhalten.

Fastenbesinnung – von Pfr. Slawomir Dadas