Verlangen nach dem lebensspendenden Wasser Jesu?

Schwestern und Brüder im Herrn!

Jeder Mensch erlebt in seinem Leben die Situation, wo ihn der Durst quält und er sich sehnlichst einen Durstlöscher wünscht. Wir können daher das Murren der Israeliter aus der 1. Lesung verstehen: unterwegs in der Wüste und kein Wasser in Sicht. Doch Gott steht immer wieder seinem Volk bei.
Im Evangelium wird geschildert, dass auch Jesus Durst hat und wie es dadurch zu einer außergewöhnlichen Begegnung kommt. In der Mittagshitze bittet er am Jakobsbrunnen eine Samariterin um Wasser. Eine Begegnung zwischen einem Juden und einer Samariterin war damals ganz besonders ungewöhnlich bis unmöglich! Doch die Frau fühlt sich im Gespräch angenommen, weil Jesus so menschlich, so ehrlich, so einfühlsam mit ihr spricht. Sie hat Sehnsucht nach Leben, nach dem lebendigen Wasser, von dem er spricht. Die Frau lässt schließlich alles stehen, läuft ins Dorf und erzählt von ihrem Erlebnis. Die Frau wird so zur Botin Jesu in Samaria und die Dorfbewohner kommen auch zum Brunnen, um Jesus zu erleben. Es ist eine außergewöhnliche Begegnung!

Viele Fragen drängen sich auf:
Spiegelt nicht der Umgang Jesu mit der Frau die Menschenfreundlichkeit Gottes wider?
Können wir nicht von Jesus lernen, wie wir unseren Mitmenschen begegnen sollen, auch dort, wo er/sie nicht vollkommen ist?
Begegnet Jesus heute auch den suchtkranken Menschen, den in ihrer Beziehung Gescheiterten, den Ausgegrenzten, ja auch uns selber?
Habe ich überhaupt ein Verlangen nach dem lebenspendenden Wasser, das Jesus schenkt?? Oder tröste ich mich mit Sport, Wellness, usw.?

Die Begegnungen mit Jesus finden nicht im Tempel oder der Synagoge statt, sondern draußen: am Brunnen, auf der Straße (Zachäus), in der Nacht (Nikodemus), am See (die ersten Jünger), usw. Will er uns damit sagen, dass auch wir hinausgehen müssen aus der Kirche zu unseren Mitmenschen?

Worum geht es dem Evangelisten in dieser langen Verkündigunsgeschichte? Er will Jesus als den Retter, den Messias bezeugen!!! Das wird gezeigt an der Anrede der Samariterin: erst Jude, dann Herr, danach Prophet und schließlich Messias.

Und alle 3 Lesungen wollen zur Vorbereitung auf die Taufe und die Tauferneuerung in der Osternacht dienen. Sie regen uns an, nachzudenken über unseren Lebensweg, unser letztes Ziel. Wie lange brauche ich doch oft, bis mir eine Botschaft Jesu klar wird oder sein Anruf bei mir ankommt?! Jesus möchte auch mir das lebendige Wasser der Liebe Gottes schenken, damit ich es weiterschenke an meine Mitmenschen. Er möchte zur sprudelnden Quelle meines – ja unseres – Lebens werden!

Josef Bernögger
Diakon