Predigt zum 25jährigen Weihejubiläum unserer Diakone

„Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen? Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr.“ Lk 24, 24-31

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
„Stolz, bewundert, angesehen und gefürchtet wirst Du durchs Leben gehen, die höchsten Ehrenstellen am Hofe und im Heer werden sich Dir öffnen, und Seine Majestät wird Dir allzeit mit königlicher Gnade und Huld gewogen sein.“

Dieser Satz stammt nicht aus der Predigt des Bischofs Maximilian zur Diakonenweihe vor 25 Jahren in der Vogelweide. Er stammt aus der Feder von Silvia Ulenberg und beschreibt den D’Artagnan, einen der drei Musketiere, der tapferen Männer der Königlichen Garde des XVII Jahrhunderts, deren Abenteuer und Heldentaten vielen von uns bekannt sind.

Zwischen der Geschichte und der Lebensmotivation unserer Diakone und der Musketiere scheinen Lichtwelten zu sein, trotzdem lässt sich in der Grundhaltung dieser Menschen eine große Ähnlichkeit feststellen. Denn die Motivation der Musketiere war vor allem die Karriere, der Ruhm und das Hofleben, das auch für die Zeit nach dem Militär große Vorteile bringen konnte. Aber die Grundhaltung der Musketiere und der Diakone ist der Dienst. Zwar geht es bei den Musketieren um den französischen König Ludwig XIII und bei den Diakonen um den König des Lebens und der Liebe, also um Gott den Ersten und den Letzten, aber die Grundhaltung ist der Dienst.

So seid Ihr Hermann, Josef und Rudi vom Pfarrer Bachmair angesprochen worden, ob Ihr Euch in den Dienst nehmen lässt. Ihr konnten „ja“ sagen, weil Ihr gespürt habt, dass Eure Familien und die Pfarrgemeinde hinter Euch stehen. Gerade in der Pfarre habt Ihr den Zuspruch gespürt, die Freude der Menschen, dass jemand trotz vieler familiärer und beruflicher Verpflichtungen ja sagt, um in der Gemeinde einen Dienst auszuüben.

Ihr wurde geweiht, also in den Dienst am Heiligen beauftragt. Und das Heilige hat durch Jesus Christus ein besonderes Gesicht bekommen. Denn das Heilige ist im Christentum nicht mehr weit weg von uns, nicht mehr unerreichbar und nicht mehr nur der Priesterklasse vorbehalten. Das Heilige ist dort, wo auch Gott in unserem Leben ist; also manchmal in den Altenheimen oder beim Besuchen von alten Menschen zu Hause, manchmal bei den Nachhilfestunden, den Kindern und Jugendlichen, die sich bei dem einen oder dem anderen Fach ein wenig schwerer tun und manchmal beim Wiederherstellen des kaputtgeglaubten Computers. Das Heilige – also Gott – ist auch sicher bei jeder Bibelrunde, bei der Vorbereitung der Menschen auf die Taufe oder beim Trösten im Gespräch vor einer Verabschiedungsfeier, aber auch in den Kilometern, um Geld für die Bedürftigen zu sammeln, in den Geburtstagsgratulationen und hinter der Bar, damit unsere Pfarrgemeinde am Sonntag nach dem Gottesdienst zusammenkommen kann. Ihr seid beauftrag zum Dienst am Heiligen und Ihr erfüllt diese Aufgabe entsprechend Euren Talenten und Begabungen. Für 25 Jahre im Dienst am Heiligen in unserer Pfarrgemeinde und über ihre Grenzen hinaus danke ich Euch vom Herzen und gratuliere zu Eurem Jubiläum

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
nicht Musketiere, sondern Diakone braucht die kirchliche Gemeinschaft. Nicht die Kämpfer um die Macht und den Ruhm des Königs, sondern Zeugen der Liebe und der Güte Gottes, der die Welt heilen und zum neuen Leben führen will. Ich wünsche uns allen, dass wir uns als Nachfolgerinnen und Nachfolger Christi verstehen, also Menschen, die sich in den Dienst Gottes nehmen lassen. Ich wünschen uns, dass wir unser Leben auf das Heilige ausrichten, also auf Menschen und Ereignisse, in denen Gott wirkt, in denen er sich erkennen lässt, in denen er uns und die ganze Welt mit seinem Heil beschenkt.

Slawomir Dadas
Pfarrer