Was kommt nach dem Tod?

Schwestern und Brüder im Herrn!

Was kommt nach dem Tod? Diese Frage hat zu allen Zeiten die Menschen bewegt. Manche Völker glaubten/glauben an eine Wiedergeburt in ein zweites Leben. Im alten Ägypten gab es Grabbeigaben für ein Weiterleben in dieser Welt. Die Griechen dachten an den Tod des Leibes und die Unsterblichkeit der Seele. Beim Volk Israel war die Auferstehung von den Toten nicht von Anfang an Glaubensgut. Erst aus der Erfahrung heraus verdichtete sich dieser Glaube. Heutzutage erleben wir die unterschiedlichsten Auffassungen über das Leben nach dem Tod. Oftmals wird diese Frage auch einfach verdrängt.

Alle drei Bibelstellen des Gottesdienstes heute beschäftigten sich aber damit. Der Text der ersten Lesung mutet an wie ein Horrorvideo des „Islamischen Staates“, wo sinnlos gemordet und der Glaube missbraucht wird. Folter und Tod waren vor 2000 Jahren gang und gäbe und sind es auch heute noch! Aber es steckt in diesem Text eine wichtige Botschaft: für den Glauben einstehen, weil Gott uns auferwecken wird!

Und Paulus bittet die Christen in Thessaloniki, trotz aller Widerstände nicht aufzugeben, dann wird Gott sie retten.

Zur Zeit Jesu gab es in Israel zwei gegensätzliche Meinungen zum Leben nach dem Tod: die Pharisäer glaubten an die Auferstehung, die Sadduzäer verneinten diese und lebten daher in dieser Welt fürstlich. Jesus erwidert im Evangelium auf die gestellte Fangfrage: Dass die Toten auferstehen werden, wird schon bei Mose und dem brennenden Dornbusch angedeutet, denn der Gott des Lebens umgibt sich nicht mit Toten! Außerdem gelten bei Gott nicht mehr die irdischen Gesetzt; es wird also dort nicht mehr geheiratet. Jenseits des Todes verläuft das eben anders als hier auf der Erde.

Welche Meinung habe ich/haben wir zu diesem Thema? Gewiss gibt es in jedem Menschenleben Zeiten, wo dieses Thema weiter weg ist, aber auch Zeiten, wo es uns berühren kann: etwa beim Tod eines geliebten Menschen oder jetzt um Allerheiligen/Allerseelen. Welche Hoffnung habe ich an einem offenen Grab? Wenn der Sarg oder die Urne mit Erde bedeckt ist: Verblasst da nicht allmählich die Erinnerung? Wie geht es uns damit, dass wir keine handfesten Beweise haben? Genügt es, wenn der Glaube sich nur auf die Bibel stützt, die vom Auferstandenen berichtet? Wenn uns Bedenken kommen, ob das alles wahr ist? Woher nehme ich die Kraft zum Weiterleben trotz Leid, Krankheit, Ungerechtigkeit und Schuld? Martin Luther hat in einer Predigt seine Zuhörer gefragt: „Glaubt ihr aus Gewohnheit oder ist das eure Überzeugung?“ Das gilt heute auch noch!

Unsere Hoffnung auf die Auferstehung kann bestärkt werden durch die Erfahrung des Volkes Israel mit seinem Gott; durch die Erfahrung der ersten Christen; vor allem durch die Botschaft Jesu; vielleicht auch durch unsere eigene Erfahrung. Negative Meinungen zum Auferstehungsglauben gibt es viele. Ich möchte zum Abschluss aber drei positive bringen:

Carl Friedrich von Weizsäcker (Naturwissenschaftler) äußerte: „Gerade die Naturwissenschaften bringen mich auf ein Weiterleben, denn keine Energie verschwindet je, alles wird verwandelt!“

Der Dichter Ernest Hemingway sagte: „Niemand, den man liebt, ist tot.“

Der Ordensgründer Arnold Jansen schrieb: „Man denkt am besten, indem man liebt.“

Wir Menschen sind frei, zu glauben, zu hoffen und zu erwarten, was kommen wird. Genauso ist auch Gott frei, zu lieben und zu retten, was er erschaffen hat. Er schenkt uns daher das ewige Leben.

Josef Bernögger
Diakon