Faschingspredigt

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
wie Sie wissen, plant die Leitung der Diözese Linz eine große pastorale und strukturelle Reform der Kirche in Oberösterreich. Da ich bei der Planung ein wenig dabei sein durfte, möchte ich Ihnen noch nicht veröffentlichte Informationen verraten, die vor allem Wels betreffen aber erst bei der Bischofsvisitation im März bekannt gegeben werden. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie zum Eröffnungsgottesdienst der Visitation bei uns – und das kein Faschingsscherz – mit Bischof Manfred am 22. März um 10.00 Uhr einladen.

Es muss aber natürlich gesagt werden, dass manche geplante Dinge nicht so einfach umzusetzen sind, weil sich einige Traditionsgläubige gegen den einen oder den anderen Vorschlag wehren. Ja, einige Welserinnen und Welser haben sogar Unterschriften gesammelt, damit alles so bleibt wie es ist. Sie hätten wahrscheinlich am liebsten, dass die Welt eine Scheibe ist, die steht und sich nicht bewegt und vor allem eine, die sich nicht verändert. Aber auch sie sollen einen guten Platz in unserer Kirche haben.

Was wird sich aber besonders verändern?
Zuerst habe ich erreichen können, dass die Pfarre Wels fast zehn Mal so groß sein wird, wie jetzt. Das habe ich auf die besondere Bitte einiger Größenwahnsinniger gemacht, die schon mit Schrecken erkannt haben, dass Wels pro Jahr ca. 2,5 % Katholiken verliert. Ja es wurden schon Stimmen laut, dass die österreichischen Atheisten in geheimen Laboren in Wels ein religiöses Coronavirus entwickelt hätten. Das könne zwar keine Menschen töten, aber sehr wohl ihre religiösen Hirnzellen. Seine Wirkung ist abschreckend: die scheinbar in einer christlichen Umgebung aufgewachsenen Menschen verlieren auf einmal das ganze religiöse Wissen, sodass einige weder das Kreuzzeichen machen können noch wissen, welche Feste im Kirchenjahr wann gefeiert werden. Der Religionsunterricht greift bei den Infizierten überhaupt nicht, so dass die meisten gleich stark an Jesus und an Harry Potter glauben.

Es wird also allen, die noch ein wenig religiöses Wissen haben und religiöses Brauchtum praktizieren, dringend geraten, öfters zu den Donnerstagsvorträgen des Pfarrers und zu den Messen mit Predigtgespräch zu kommen, an Meditationen, Gebetsabenden, Bibelwerkstätten, Fastenseminaren teilzunehmen und religiöse Literatur oder zumindest die Kirchenzeitung zu lesen. In der Begegnung mit den Atheisten ist es zwar nicht nötig, Mundschutz zu tragen, aber dafür Ohrstöpsel, denn das religiöse Coronavirus gelangt meistens durch die Ohren in die religiösen Gehirnzellen. Sollte jemand die ersten areligiösen Symptome bei sich entdecken und die Rätselaufgaben von der Kinderseite des Pfarrbriefs nicht lösen können, sollte er sich unverzüglich im Pfarrbüro für eine christliche Quarantäne mit Exorzismen melden.

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Erneuerung der Kirche in Wels wird die Machtübergabe an die jüngere Generation sein. Ich weiß zwar nicht, wie das geschehen könnte, weil das religiöse Coronavirus scheinbar gerade bei den Kindern und Jugendlichen auch aus unseren Katakomben ziemlich zuschlägt, aber wir werden uns darum bemühen.

Schon seit Oktober erinnern mich einige daran, dass ich bereits zehn Jahre da bin und langsam ergraue. Darum habe ich mir für alle Fälle Gunskirchen dazu genommen, um meiner Arbeitslosigkeit vorzubeugen, (sollte die Jugend wirklich an die Macht wollen). Und ich muss Ihnen sagen, die Gunskirchner sind derzeit noch nicht so unzufrieden, und sie geben Signale, dass ich dort noch ein wenig bleiben kann.

Und mit der Machtübergabe schaut es ehrlich gesagt noch nicht so rosig aus. Mein erster Kaplan wollte unbedingt der Stadtpfarrer von Wels werden, der zweite kann noch nicht wirklich schimpfen, was ihn automatisch als Pfarrer disqualifiziert. Wir arbeiten aber daran und ich bin überzeugt, dass er schon bald einige erschrecken wird. Weitere Kandidaten und Kandidatinnen sind nicht in Sicht, denn das Studium der Theologie scheint für Welserinnen und Welser nicht von großem Interesse zu sein. Auch um den Dienst eines Diakons reißen sich nicht gerade viele, aber so lange unsere drei Musketiere von ihren Frauen noch so gut gepflegt und gehegt werden, kommen wir mit ihnen noch ein paar Jährchen über die Runden. Sollten sich aber noch ein paar jüngere Kandidaten für einen der kirchlichen Dienste interessieren, könnte ich schon bald mein Versprechen einlösen und weiter Richtung Attersee – meiner Pensionspfarre – ziehen.

Vielleicht fragen Sie sich, was aus den anderen Welser Pfarren wird. Wir werden einige einfach in die Vogelweide eingliedern, denn eine Heilige Familie kann ohne weiteres aus mehreren Heiligen bestehen, wie Hl. Franziskus, Hl.  Stephan oder Hl. Josef. Es wird auch berichtet, dass einige der bisherigen Pfarren bei ihren Geldbeschaffungsaktionen, wie Flohmärkte, ohne Hilfe unserer Pfarrmitglieder nicht einmal die Hälfte der Einnahmen bekommen hätten. Wir sind also in der Vogelweide auf dem besten Weg, die Führungsposition unter den Welser Pfarrgemeinden weiterhin zu behalten und sie auszubauen.

Eine wichtige Anschaffung, die mit dem Zukunftsweg zusammenhängt, ist natürlich der Lift, der zum Pfarrheim dazu gebaut werden sollte. Damit können auch die Fußmaroden dem Himmel ein wenig näher kommen und die Welt aus der Höhe bewundern. Natürlich werden alle, die dafür nichts spenden, weiterhin „aufi hatschen“ müssen. „Aus nix wird’s nix“ ist die alte österreichische Weisheit. Als Spendenmotivation sollte natürlich auch der mögliche Blick von oben in den Pfarrergarten sein. Wer schon immer wissen wollte, wer dort rein und raus geht und was für Gemüse der Pfarrer oder der Kaplan bevorzugen oder wie groß die Tomaten beim Bernhard schon sind, bekommt dadurch eine einmalige Chance. Allen also, die in der Zukunft mit dem Lift fahren möchten, wird empfohlen, ab sofort die Spenden dafür im Büro zu deponieren oder dann, wenn der Lift fertig ist, immer wieder Tages-, Wochen- oder Monatskarten für die Liftfahrten zu erwerben.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
zum Schluss möchte ich noch ganz kurz über die Grenzen unserer Diözese einen Blick werfen und alle Frauen beruhigen, die zuletzt über die Stellungnahme des Papstes zur Rolle der Frauen in der Kirche enttäuscht waren. Das war keine Theologie, das war ein Faschingsscherz, der den beiden Päpsten beim „Schnapsen“ eingefallen ist. Sie haben gewettet: wer gewinnt, darf den Bischöfen in Amazonien eine Antwort schreiben. Da der Benedikt im Schnapsen bereits seit seiner Bayernzeit sehr gut trainiert ist, hat er den Franziskus geschlagen, der jetzt mit einem Bummerl herum rennen muss.

Ich bin sehr froh und dankbar dafür, dass es bei uns in der Pfarre und überhaupt in der Kirche sehr viele Frauen mit Talenten und Begabungen gibt, die sich in der Kirche engagieren, weil sie unverzichtbar für die Glaubensvermittlung sind und sie werden auch in unserem Zukunftsweg eine wichtige Rolle spielen.

Slawomir Dadas
Pfarrer