Predigtgedanken am 4. Sonntag im Jahreskreis

Am heutigen Sonntag hören wir den Text vom ersten Auftreten Jesu. Mit den frisch berufenen Aposteln geht er in die Synagoge von Kafarnaum. Was werden die erleben, die Jesus nachfolgen? In der Synagoge war es allen erwachsenen Juden erlaubt die heiligen Schriften auszulegen und zu predigen. Das tat Jesus. Die Worte Jesu haben die Menschen betroffen gemacht, sie haben ihr Innerstes berührt. Sie sagten, er lehrt nicht wie unsere Schriftgelehrten, sondern „wie einer, der göttliche Vollmacht hat.“ Die Menschen haben gespürt, da ist etwas ganz anders als sonst. Sie waren von den Worten Jesus in den Bann gezogen und begeistert. Viele Gelehrte haben schon in der Synagoge gesprochen, aber die Worte von Jesus unterschieden sich so sehr, dass sie dahinter etwas Göttliches wahrnahmen. Irgendwas verlieh seinem Auftreten göttliche Autorität. Konservative Juden haben seine Worte vielleicht vor den Kopf gestoßen. Plötzlich ist da ein Mann, der laut zu schreien beginnt. Er stört den Gottesdienst, so jemanden kann man nicht ignorieren. Es wird einer ins Zentrum gerückt, der sonst immer nur am Rand geduldet war: ein Besessener.
Was ist für Sie ein Besessener? Umgangssprachlich sagen wir manchmal: „Der verhält sich wie ein Besessener.“ Er schreit und tobt, haut um sich, rast hin und her. Von Zerrissenheit,  Unruhe und Angst getrieben. Dieser Mann fragt Jesus: „Was haben wir mit dir zu schaffen?“ Er weiß Dinge, die die anderen nicht wissen. Er weiß: „Du bist der Heilige Gottes!“  dieser Mann spürt die Göttlichkeit Jesu. Wie kam er zu dieser Erkenntnis? Hat er ein besonderes Spürbewusstsein? Manchmal in unserem Leben fühlen wir auch Dinge, die die anderen nicht sehen, nicht fühlen, nicht wahrnehmen. So spüren manchmal eineiige Zwillinge, dass es dem anderen schlecht geht, obwohl sich der 1000 Kilometer weit entfernt befindet. Oder man spürt, dass der Großvater gerade jetzt im Krankenhaus stirbt. Das sind mystische Augenblicke, die einen tief berühren.
Da befahl ihm Jesus zu schweigen. Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und fuhr aus ihm aus. Die Umstehenden waren erschüttert. Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar die bösen Geister gehorchen? Wir wissen nicht um welche Krankheit es sich bei dem Besessenen gehandelt hat. Wir wissen auch nicht wie Jesus geheilt hat. Es war eine Spontanheilung. Ok, das ist damals passiert, aber hat das auch mit meinem eigenen Leben  heute etwas zu tun? Wirkt die Vollmacht Jesu auch heute?  Befreit uns diese göttliche Vollmacht auch heute von unseren Besessenheiten. Besessen vom Geld, vom Erfolg, vom Machtwahn, vom Alkohol? Ruft uns Gott mit seinen machtvollen Worten auch heraus aus unseren Gräbern, unseren Befangenheiten? Wir brauchen Vertrauen die Worte Gottes im eigenen Leben wirksam werden zu lassen. Gott ist hier und jetzt. Er lässt seine Welt nicht im Stich und wirkt.

Birgit Raffelsberger
Pastoralassistentin