Armenienreise 7. Tag 19. Juli 2018

Heute kommt nach dem Frühstück die Armenierin Rita, die durch 10 Jahre in Wels gewohnt hatte, und wo auch ihre beiden Kinder geboren wurden, zum zweiten Mal, diesmal mit den Kindern, bei unserem Hotel vorbei. Sie hatte sich durch ihre große Hilfe für eine ältere Dame und auch im Pfarrhof sehr verdient und beliebt gemacht, war jedoch im September letzten Jahres trotz aller Interventionen in brutaler Weise überfallsartig mit ihren Kindern abgeschoben worden.

Es geht dann noch einmal nach Norden in die ärmste Provinz mit der zweitgrößten Stadt Armeniens Gyumri, das zusammen mit Spirtak 1988 durch ein Erdbeben der Stärke 10 auf der Richterskala zerstört wurde und es geschätzte 50.000 Tote gab. Heute noch wohnen viele Leute in Notunterkünften. Von der kurvigen Straße aus sehen wir den schneebedeckten Gipfel des 4095 m hohen Aragat, des höchsten Berges des Landes und auch einen langgezogenen Berg, der die Silhouette eines sagenhaften armenischen Königs, den die assyrische Königin Semiramis unbedingt ehelichen wollte und dessen Geschichte uns Lilia erzählt, zeigen soll. Vorbei an einem Pfadfinderlager von Auslandsarmeniern, und an einem Observatorium, geht es durch Ansiedlungen mit den für Armenien typischen auf 3 bis 4 Meter Höhe verlaufenden Röhren der Gasleitungen. (Mit den Granatäpfeln könnte man sie in das Wappen integrieren). Auf Hochalmen begegnen uns wiederholt die ärmlichen Lager und auch die Kuhherden der in dieser Gegend wohnhaften Jesiden, der größten religiösen Minderheit Armeniens. Die manchmal den muslimischen Kurden zugezählte Volksgruppe praktiziert eine eigene Religion, die 2000 Jahre älter als das Christentum sein soll. Im Irak war sie in den letzten Jahren, wie uns noch gut erinnerlich ist, einem Genocid durch die Dschihadisten des IS, von denen die Jesiden als Teufelsanbeter bezeichnet werden, ausgesetzt.

Am späten Vormittag (es ist bereits ziemlich warm)  kommen wir zu den Ruinen der mächtigen Festung Amberd mit der südlich davon gelegenen Kirche. Von hier aus können wir auch den schneebedeckten Gipfel des 5137 m hohen Großen Ararat sehr gut sehen.

Ein Stück wieder zurück fahrend, geht es dann zur imponierend tiefen Schlucht des Kasakh und dem am Oberrand liegenden Kloster Saghmosawank. In der Blütezeit des Klosters wurden in dessen Scriptorium Psalmen abgeschrieben, bzw. ins Armenische übersetzt, weshalb es auch als Psalmenkloster bekannt ist. Das Portal der Vorhalle an dem dreitürmigen Bau mit seiner Holztüre und deren dreifachen Umrahmung gleicht dem Eingang einer islamischen Karawanserei. (Das Land litt lange unter dem Ansturm arabischer Völker).

Das Mittagessen wird in einem ebenfalls am Rande der Schlucht gelegenen Landhaus bei einer freundlichen Familie eingenommen (wir sind Gäste) und vermutlich von der nun zu uns gestoßenen Agenturchefin bezahlt.

Nächster Besichtigungspunkt ist eine große Weinkellerei in dem Ort Woskewas. Die Herstellung des Weines wird von einem Deutschen mit seiner armenischen Frau geleitet. Es gehören keine Weingärten dazu, sondern die Trauben werden von Weinbauern angekauft. Nach der Besichtigung der Kellereiräume und Verkostung von 4 Weinen, kann man natürlich auch kaufen. Die gesamte Anlage erinnert stark an eine Legoburg und übertrifft in dieser Hinsicht sogar die Creationen des italienischen Sängers und Winzers Al Bano Carrisi in Cellino San Marco bei Brindisi.

Den Abschluss der Reise bildet ein Abendessen in einem Restaurant, das wir zu Fuß von unserem Hotel aus erreichen. Es gibt dazu Live-Musik mit Gesang einer Dame und eine schöne Vorführung armenischer Tänze durch eine junge Frau und 2 Burschen. Leider ist die Vorführung nur für einen kleinen Teil unserer Gruppe gut sichtbar.

Reisebericht: Hans und Magdalena Kalchmair
Fotos: Slawomir Dadas, Greti Lachmair, Ingrid Scherney