Im Labyrinth der Vergangenheit: Jugend auf Spurensuche unter dem Bauernberg

Heuer startete die Jugend mit einem Ausflug nach Linz in das neue Arbeitsjahr. Dort angekommen, spazierten wir vom Bahnhof zur Limonigasse 10, ein zunächst sehr unscheinbarer Ort. Doch hier, am Fuß des Bauernberges verbirgt sich das Tor zu einer vergangenen Zeit: der Eingang zu einem Luftschutzstollen aus dem 2. Weltkrieg.

Seit Jahrhunderten nutzten die Linzer die Sandsteinhügel im Westen von Linz als Bier- und Weinkeller. Während des Zweiten Weltkriegs aber wurden die bestehenden Keller zu riesigen, kilometerlangen Luftschutzstollen ausgebaut, wobei für den Bau auf die Ausbeutung von KZ-Häftlingen, die in den Stollen unter unmenschlichen Bedingungen lebten und arbeiteten, zurückgegriffen wurde.

Frau Ines Golouch, eine ausgebildete Stollenführerin, zeigte uns den Weg durch die verwinkelten Gänge und ergänzte interessante Ausführungen zu den einzelnen Passagen. An manchen Stellen mussten wir uns mit Taschenlampen den Weg leuchten. Die verwinkelten Gänge des Stollens dienten nicht nur der Zuflucht, sondern auch als Schutzmechanismus: Jede Abbiegung und jeder Knick brechen die Druckwelle einer Bombe, sollte sie in der Nähe des Eingangs detonieren.

Ohne Guide hätten wir uns in diesem Labyrinth unter der Erde wirklich nicht zurechtgefunden, denn hinter jeder neuen Biegung öffneten sich neue Wege, deren Ähnlichkeit uns schnell unserer Orientierung beraubte. Die Kinder rannten damals in einer sogenannten „Reindlroas“ gerne um die Wette, während die Erwachsenen beteten, dass sie beim Verlassen des Stollens wieder ein intaktes Zuhause auffinden würden.

Von der Einrichtung der einzelnen Funktionsräume und Gänge kann man nurmehr Spuren erahnen, erhalten geblieben sind davon nur manche Eisenbefestigungen, alte Kloschüsseln und Nischen.

Im Stollen herrschen das ganze Jahr über ungefähr 8°C und 95% Luftfeuchte, so waren wir höchst erfreut als wir am Ende der Führung wieder in die Sonne treten konnten und so genehmigten wir uns noch ein köstliches Eis in der Innenstadt.

Der Ausflug war ein gelungener Start in das neue Jahr mit einer nachhaltigen Tiefe, und zwar nicht nur die des Linzer Quarzsandsteins.

Text: Hemma Bauer
Foto: Kath. Jugend

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