Armenienreise 3. Tag 15. Juli 2018

Am heutigen Sonntag geht es durch eine karge Gegend über eine sehr kurvige Straße ins Gebirge zu dem östlich von Jerewan gelegenen Ort Garni und das letzte Stück mit PKWs in die Schlucht des Azatflusses. Wir bewundern die grandiosen Basaltsäulen an den Felswänden und sehen darüber auch bereits unser nächstes Ziel, den berühmten im Jahre 66 n. Chr. errichteten Sonnentempel mit seinen jonischen Säulen. Durch ein Erdbeben war er 1679 zerstört, in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts jedoch wieder originalgetreu rekonstruiert worden. Wir haben ausreichend Zeit ihn zu besichtigen. Daneben haben die Archäologen die Fundamente einer Basilika, also einer Kirche mit hohem Mittel- und niedrigeren Seitenschiffen, freigelegt. Es handelt sich dabei um den Typus der frühesten Kirchen in dem im Jahre 301 als erstes christlich gewordenen Landes der Welt. Erst ab dem 7. Jh. entstanden die für das Land typischen Kreuzkuppelkirchen. Als 451 die Streitereien in der Kirche über das Verhältnis der göttlichen und menschlichen Natur in Christus durch das Konzil von Chalcedon (heute ein Teil von Istanbul) nicht beigelegt werden konnten, kam es zur Abspaltung der sogenannten altorientalischen Kirchen. Dazu gehören u. a. die koptische, die syrisch orthodoxe und auch die armenisch apostolische Kirche. Ihr oberster Leiter wird nicht Papst, sondern Katholikos genannt. Auf dem ehemals allseitig von einer Festungsmauer umgebenen Plateau kann man auch die Reste eines vermutl. im 3. Jh. errichteten Badehauses mit der noch gut erkennbaren Fußbodenheizung und Resten eines Mosaiks mit mythologischen Gestalten besichtigen.

Es geht dann zu dem am Ende der Azatschlucht gelegenen Höhlenkloster von Geghard, einem der meist besuchten Wallfahrtsorte. Der Legende nach soll hier der Apostel Thaddäus, der neben Bartholomäus als erster Armenien missionierte, die heilige Lanze versteckt haben. Wir kommen gerade zum Sonntagsgottesdienst mit einem Priester, 3 erwachsenen Ministranten und 5 jungen sehr schön singenden Frauen zurecht. Bewunderung finden neben der Klosteranlage auch die zahlreichen Kreuzsteine, von denen keiner dem andern gleich ist.

Noch vor dem Mittagessen mit gegrillter Forelle können wir dann 2 Frauen bei der Herstellung des köstlichen Fladenbrotes zusehen und sogleich mit Käse verkosten.

Anschließend geht es zurück nach Jerewan, wo wir im Armenian Catholic Center, einem zur katholischen Kirche Saint Grigor umfunktionierten ehemaligen Kindergarten, unseren Sonntagsgottesdienst feiern. In Jerewan gibt es keinen kathol. Kirchenbau. Ein in der Nähe stehender hoher typischer Plattenbau aus der Sowjetära macht einen deprimierenden Eindruck von den dortigen Wohnverhältnissen.

Vor dem Abendessen gibt es genügend Zeit durch den Floh- oder Kunstmarkt zu flanieren. Neben alten Dingen, insbesondere Büchern, werden an zahllosen Ständen vor allem kunsthandwerkliche Erzeugnisse und auch Bilder angeboten. Das Nachtleben kann jeder wie er will gestalten. Etliche gehen zum prächtig beleuchteten Republikplatz, wo bei einem vor dem historischen Museum befindlichen großen Wasserbecken von 21 bis 22 Uhr von Musik untermalte großartige Wasserspiele stattfinden. Ein kurz darnach einsetzender und nicht lange anhaltender Platzregen lässt einige rasch in die unter der Fußgängerzone situierte moderne Shopping Galerie mit vielen zum Teil noch offenen Geschäften flüchten.

Reisebericht: Hans und Magdalena Kalchmair
Fotos: Slawomir Dadas, Ingrid Scherney