Sind Sie begeistert?

In vielen Bereichen des Lebens finden wir Menschen die sich für etwas begeistern: Sport, Musik etc. . Wer aber begeistert sich für das Christ sein, und wie lebt man diese Begeisterung? Damit beschäftigte sich Pfarrer Slawomir Dadas in der Predigt zum Pfingstsonntag.

Predigt zum Ausdrucken

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Bezeichnen Sie sich selbst als begeisterte Frau oder begeisterter Mann? Kennen Sie begeisterte Menschen?
Vielleicht einen begeisterten Bergsteiger, der jede Gelegenheit dazu nützt die Gipfel zu erklimmen. Ich war schon einmal mit einem solchen unterwegs. Die Tagwache war damals zwischen 2.00 und 3.00 Uhr in der Nacht. Der Abmarsch eine halbe Stunde später, um dem Sonnenaufgang beim Gipfelkreuz entgegen zu harren.
Oder einen begeisterten Fußballfan, der jedes Wochenende seine Mannschaft anfeuert. Er scheut weder Kosten noch Zeit. Er fährt hunderte Kilometer im Jahr, bei jedem Wetter, auch wenn er sicher ist, dass die Mannschaft nicht gewinnen kann.
Oder haben sie einmal Kinder beobachtet, die begeistert etwas spielen. Sie steigern sich in das Geschehen so hinein, dass sie sogar aufs Essen vergessen. Sie lassen sich von nichts und niemand stören.
Wenn solche Menschen bei der Sache dabei sind, scheinen sie in einer anderen Welt zu sein. Denn die Begeisterung bewegt zu solchen Taten, die ein Außenstehender nicht nachvollziehen kann. Und nur jemand, der selbst einmal für etwas begeistert war kann sich vorstellen, welche Gefühle damit verbunden sind, warum jemand diese oder jene Mühen auf sich nimmt.
Heute feiern wir Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, der auch in unserem Leben wirkt. Ich lade Sie dazu ein, darüber nachzudenken, was es heißt im Glauben begeistert zu sein und woran man begeisterte Christen erkennen kann. Natürlich sollte es von Vornherein gesagt werden, dass es nicht darum geht, äußere Merkmale der Begeisterung festzuhalten: wie Kreischen oder Hände in die Höhe reißen, wie beim AC DC Konzert.
Die biblischen Texte, die im Zusammenhang mit der Sendung des Geistes stehen, geben uns deutliche Hinweise darauf, wie die Begeisterung im Glauben zu verstehen ist.
Zuerst geht es dabei um einen offenen Umgang mit der Sünde. Begeisterte Christen sind Menschen, die bereit sind zu verzeihen, wo Sünde benannt, bekannt und bereut wird. Sie dürfen aber die Vergebung verweigern, wenn jemand die Sünde verharmlost oder in ihr verharrt. Begeistert zu sein bedeutet in diesem Zusammenhang die Sünde aufzudecken und aufzuzeigen und gegen sie aufzutreten, damit sie nicht noch mehr Kreise zieht und noch mehr Menschen erreicht. Denn nur eine solche Haltung kann am Beginn des wahren Friedens stehen.
Eine der markantesten Veränderungen der Jünger nach dem Empfang des Heiligen Geistes war die Überwindung der Angst und das Hinausgehen zu anderen, oft fremden Menschen mit der Botschaft Jesu. Als Begeisterte  brachen sie auf. Sie kamen aus ihren vier Wenden, die eine scheinbare Sicherheit gaben, heraus. Sie beteten nicht mehr nur im kleinen, verschlossenen Kreis, sondern machten sich zu öffentlichen Glaubenszeugen. Dieser Schritt führte zur Begegnung mit anderen Welten und Kulturen und ermöglichte die Verkündigung der Großen Taten Gottes allen Menschen.
Ein weiteres Merkmal der Begeisterung war die Anerkennung und die Freude über die Vielfalt der Gaben und Talente in der christlichen Gemeinde. Die Erkenntnis, dass jede und jeder zu den Beschenkten gehört, sollte dem Neid und dadurch dem Zerfall der Gemeinschafft vorbeugen. Jeden Mensch als ein unverzichtbares Glied des Ganzen zu sehen, weil alle durch die eine Taufe und durch den einen Geist miteinander verbunden sind, zeichnet die Begeisterten aus.
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
ob die anderen es leicht erkennen können, dass wir begeisterte Jüngerinnen und Jünger Jesu sind, überlasse ich dem Urteil jeder und jedes einzelnen. Ich hoffe und ich wünsche uns aber, dass wir aus dem Geist leben, den uns Christus versprochen hat: aus dem Geist der Vergebung, aus dem Geist, der uns zum Glaubenszeugnis Mut macht, aus dem Geist der Anerkennung der Vielfalt in der Gemeinschaft. Denn wenn uns das gelingt werden andere erkennen können, dass wir begeistert sind von einer Botschaft, die die Welt zum Guten verändern kann.