Königsherrschaft Gottes unter den Menschen

„Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier“. (Joh 18, 36)

 

Liebe Christinnen, liebe Christen.

Wir feiern das Christkönigsfest am letzten Sonntag des Kirchenjahres. Dieses Hochfest wurde erst 1925 von Papst Pius XI. eingeführt. Es war die Zeit nach dem 1. Weltkrieg, die Zeit in der die großen Monarchien zerfielen. Die Menschen kämpften für ihre jungen Demokratien, ihre neue Freiheit. Die Betonung des Königtums Christi hatte demonstrativen Charakter. Viele erhofften sich eine Rückkehr zur Monarchie. Erst in der Nazi Zeit veränderte sich der Charakter. Die Jugendlichen riefen vor der Erstürmung des erzbischöflichen Palais durch die NAZIS in Wien: „ Christus ist unser Führer.“ Das war natürlich die volle Provokation. Christus ist unsere höchste Autorität, wir orientieren uns an dem was er uns zu sagen hat, nicht an irgendeiner weltlichen Autorität, nämlich Hitler. Seither hat dieses Fest eine andere Akzentuierung.

Die Akklamation „Christkönig“ ist ein Bekenntnis zu diesem König, der den Menschen auch in den schlimmsten Situationen nahe sein will, denen sie ausgesetzt sind. Deshalb hatte er die Krone des Herrschers auch mit der Dornenkrone getauscht. Letztendlich ist Christus der Sieger über Schuld und Sünde, Tod und Hölle. Er ist König über die ganze Erde. Er wird zum König, der den wahren Frieden bringt.

Aber wie geht es uns heute mit dem Bild von Christus als König?

Ist Jesus ein König für mich? Haben Könige noch eine Bedeutung in der realen Welt? Heute sieht es mit den gekrönten Häuptern anders aus. Affären und Skandale in den Königshäusern wohin man schaut und man fragt sich welche Bedeutung so ein König oder eine Königin überhaupt noch haben soll, vom Tourismus und der Boulevardpresse einmal abgesehen. Einzig Queen Elisabeth hält sich wacker und feierte heuer ihr 60 –jähriges Thronjubiläum. Aber sonst? Könige sind in unserer modernen Gesellschaft überflüssig wie Schreibmaschinenmechaniker, aber sie beschäftigen weiterhin unsere Fantasie und unsere Sehnsucht. Könige sind zu Archetypen geworden.

Im Alten Testament gibt es die Visionen eines neuen Reiches mit einer gerechten Herrschaft eines messianischen Königs, wie ihn Daniel beschreibt. Der neue König wird gut und gerecht regieren und seine Herrschaft wird kein Ende nehmen. Das Volk Israel erwartet ein Gottesreich in dem Gott selbst regieren wird. Die Menschen haben Sehnsucht nach einer neuen Zeit ohne fremde Besatzung im eigenen Land.

Mit dieser Erwartung wurde Jesus in Jerusalem empfangen und als König proklamiert. Aber schon hier ist er der völlig andere König. Er reitet nicht hoch zu Ross wie ein imperialer Feldherr ein, sondern auf einem störrischen Esel. Das ist fast wie eine Parodie für einen mächtigen König.

Am Kreuz zerbricht dann jeder weltliche Herrschaftsanspruch. Er kann sich selbst nicht helfen. Er ist nicht allmächtig. Sein Reich ist nicht von dieser Welt. Er hat keine Waffen, um sein Reich zu errichten.

Zum Zeitpunkt der größten Erniedrigung bekennt Jesus: Ja, ich bin ein König. Aber schau dir den König an, der gerade 39 Peitschenhiebe hinter sich hat. Er war blutüberströmt. Er hatte auch kein goldenes Messgewand getragen. Man hat ihm zum Spott einen roten Purpurmantel umgehängt und eine Dornenkrone aufgesetzt. Jesus hat keinen weltlichen Herrschaftsanspruch. Er hat sich in die tiefsten Niederungen des menschlichen Lebens hingegeben. Kurz bevor er als Verbrecher hingerichtet wird bekennt er sich als König. Ein neuer König, der nicht so war, wie die Könige, die man erlebt hatte. Den Mächtigen von damals, die Jesus verhöhnen, bleibt das verborgen. Doch der mit ihm gekreuzigte Verbrecher erkennt in Jesus den König. Er spürt dieser Jesus gibt ihm etwas, was ihm keiner mehr nehmen kann. Zu diesem Jesus will er gehören. “Denk an mich, wenn du mit deinem Reich kommst.“ Das Königreich Jesu ist eine Welt in der andere Maßstäbe gelten.

Der Passionsbericht ist bei Johannes nicht so sehr vom Leiden und Sterben geprägt, sondern von der Erhöhung und Verherrlichung. Es ist eine Geschichte des Sieges, der Herrschaft und des Königtums Christi. Letztendlich ist Christus Sieger. Gerade am Kreuz leuchtet Gott auf.

Birgit Rafelsberger