Zukunftsangst?

Hatten sie auch eine Zeit, in der sie Rindfleisch gar nicht oder nur zögernd gegessen haben? BSE war damals das Schlagwort. Dann kam die Vogelgrippe. Nur mit Tamiflu könne man sich davor retten, hieß es. Nach wenigen Tagen war es nicht mehr zu bekommen. Später war es dann die Schweinegrippe, die in einer Pandemie alles ausrotten würde.

Am 21. Dezember endet der Kalender der Majas, endet damit auch die Welt?
Und über alle letzten Warnungen hinaus haben wir Sorge wegen der Atomkraftwerke, dem Elektrosmog, dem Klimawandel, ja, und wegen der Kriege, die immer wieder an allen Ecken der Welt ausbrechen.

Keine Frage, es gibt Grund genug, besorgt zu sein. Je weiter wir mit unserer Wissenschaft kommen, desto mehr wissen wir, was wir falsch machen. Ändern tut sich nichts, weil wirtschaftliche, politische oder andere, jeweils nicht fassbare Interessen dagegen stehen. Die Gier des Menschen geht wortwörtlich über Leichen.

Unser Leben beruht auf einem Zusammenspiel von Kräften, die sich in einem sehr labilen Gleichgewicht befinden.

Die Frage liegt nahe: sind wir Menschen tatsächlich nur Spielball, den Launen irgendwelcher Kräfte ausgesetzt, die nicht zu beeinflussen sind? Sind wir einem Schicksal ausgeliefert, das einfach nur Angst macht?

An diesem 1. Adventsonntag haben wir die Hl. Elisabeth im Blick. Bei all den Legenden, die um sie herum gesponnen wurden, entsteht der Eindruck eines kurzen,  etwas lieblichen Lebens. Tatsächlich war es eine grausame Zeit und eine feindliche und missgünstige Welt, in die es sie aus dem Elternhaus verschlagen hatte.

Ihr Mann Ludwig war als zielstrebiger, aber auch skrupelloser Machtpolitiker gefürchtet. Und doch war er seiner Ehefrau so zugetan, dass er ihre Eigenheiten und Wünsche auch gegen den Hofadel, gegen die Familie und gegen alle Hofschranzen in Schutz nahm. Mehr noch, er unterstützte sie.

Sie war ganz anders, als es uns die Legenden erzählen. Sie war eine starke, selbstbewusste, mutige, heute würden wir sagen, eine taffe  junge Frau. Als zum Beispiel eine Hungersnot im Land herrschte und ihr Mann wieder längere Zeit abwesend war, ließ sie eigenmächtig und gegen den Willen der Mächtigen im Land alle Vorratspeicher öffnen, die für die Reichen eingerichtet waren und ließ die Lebensmittel an die Armen verteilen. Nach seiner Rückkehr enttäuschte Ludwig den Hof und hat Elisabeth nicht, wie erwartet, verstoßen, sondern ihr Tun ausdrücklich gutgeheißen. Als ihr Mann später im Kreuzzug umkam,  hat sie um ihr gesamtes Erbe ein Krankenhaus gebaut, in dem sie dann selber bis zu ihrem Tod mit 24 Jahren als Pflegerin gearbeitet hat.

Diese Frau hat sich nicht gekümmert um die, die glaubten, etwas zu sagen zu haben, die glaubten, mächtig zu sein. Sie hat sich nicht vor der Zukunft gefürchtet, sondern sie hat getan, was sie konnte, dass die Gegenwart für ihre Mitmenschen erträglich wurde.

Sie hat dieses heutige Evangelium gelebt: egal, wie grausam und furchtbar es auch anmuten mag, egal, wie groß die Weltuntergangsstimmung auch wird: richtet euch auf und erhebt euer Haupt, denn es naht die Erlösung.

Deshalb, nehmen wir alle Umsicht, die es braucht, alle Vorsicht, die notwendig ist, aber lassen wir keine Hysterie und keine Angst zu, die uns nur den Verstand raubt.
Es gibt keinen Grund zur Verzweiflung. Die Botschaft des Evangeliums ist ganz klar:
nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes.

Deshalb, was auch geschieht:
richtet euch auf und erhebt euer Haupt, denn es naht eure Erlösung.