Gönnen wir uns so eine Auszeit!

Schwestern und Brüder im Herrn!

Wirtschaftswachstum, Gewinnmaximierung, Leistung und Erfolg sind nur einige Schlagworte unserer Leistungsgesellschaft. Tag für Tag muss geschuftet werden, Überstunden fallen schon wieder an, Sonn- und Feiertage sind Störfaktoren und der arbeitende Mensch wird zum Kostenfaktor. Wer nicht mehr kann, der wird ausgetauscht.

Ist es da nicht verständlich, dass der Urlaub herbeigesehnt wird? Eine andere Zeiteinteilung, andere Orte und Menschen kennenlernen, einfach das zu tun, was während des Arbeitsjahres nicht möglich war. Aber bedeutet das Verreisen alleine schon wirkliche Erholung?

Im heutigen Evangelium (Mk 6, 30-34) hören wir, dass die Jünger, die Jesus ausgesandt hatte, um Kranke zu heilen und das Wort Gottes zu verkünden, zu ihm zurückkehren. Sie sind müde von der Arbeit für das Reich Gottes, deshalb sagt Jesus: „Kommt mit an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus.“ Von Jesus selbst wird mehrmals berichtet, dass er sich in die Einsamkeit zum Gebet zurückzog.

Zur Ruhe kommen – das wünschen sich viele! – auch wir Daheimgebliebenen. Aber Fernseher, Radio, Handy und Internet lenken davon ab. Manche verbringen ganze Nächte dabei und schlafen dann tagsüber. Manche halten einfach die Ruhe und das Nichtstun nicht aus. Haben sie Angst, die Zeit zu vergeuden? Oder vor der inneren Leere?

Jesus gönnt seinen Jüngern und auch uns, dass wir ausruhen können. Er weiß, dass Körper und Geist von Zeit zu Zeit eine Ruhepause benötigen, sonst kommt das „Burnout“. Betroffen davon sind einzelne Personen aber auch Gruppen! In manchen Sportarten kann der Trainer eine „Auszeit“ beantragen, was oft spielentscheidend wird. Gönnen wir uns so eine „Auszeit“! Ja, wir sollen uns Zeit nehmen zum Essen und Schlafen, für Beziehungen, für die schönen Dinge und zum Gebet.

Schon im Alten Testament heißt es: „Am siebten Tag sollst du ruhen – Mensch und Tier!“ Unser Wert vor Gott hängt nicht von unserer Leistung ab! Der indische Dichter Rabindranat Tagore sagt so schön: „Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe!“

Wir haben uns jetzt zur Eucharistiefeier versammelt, um abzuschalten, um Gott zu suchen und zu finden und für seine Gaben zu danken. Wir sind also der Aufforderung Jesu gefolgt! Er will uns Ruhe verschaffen in unserem Alltagstrubel, damit wir das Ziel unseres Lebens nicht verfehlen. Gott schenke uns Mut zur Stille! Freilich gibt es auch Ausnahmen, wo andere uns brauchen und wir uns zurücknehmen müssen. Im Evangelium wird das angedeutet, wenn Jesus zu den vielen Menschen spricht, die ihm nachlaufen und ihn hören wollen, seine Landsleute und auch andere.

Josef Bernögger
Diakon