Das Reich Gottes kann man sich nicht erarbeiten

Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in das Reich Gottes. Gut, gar so reich sind wir ja alle nicht, also sind wir nicht betroffen.

Nur, so einfach ist das nicht. Schon die Jünger haben erkannt, dass mit reich sein nicht Millionäre gemeint sind. Drum fragten sie sofort: „wer kann dann überhaupt noch gerettet werden“.

Es gab etliche Versuche, das Problem zu lösen. Zum Beispiel wurde argumentiert, Kamel wäre eine falsche Übersetzung der aramäischen Worte Jesu und es würde richtig nicht Kamel, sondern Schiffstau heißen. Aber auch ein Schiffstau geht nicht durch ein Nadelöhr. Oder aber, mit Nadelöhr wäre nicht das Loch in der Nähnadel gemeint, sondern ein kleines Seitentor in der Stadtmauer von Jerusalem. Nur, da geht wieder ein Kamel nicht durch.

Es helfen also keine dieser Erklärungsversuche, wir können ruhig bei diesem absurden Vergleich bleiben. Das Kamel geht nicht durch, es ist unmöglich.

Der reiche Jüngling will von Jesus wissen, was er noch tun muss, um ganz sicher in das Reich Gottes zu gelangen. Und er muss sich von Jesus ganz drastisch belehren lassen, dass er machen kann, was er will. Es wird nie reichen, es wird nie genug sein. Aus eigener Kraft wird niemand ins Reich Gottes gelangen. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr.

Ich denke, mit Reichtum ist die Haltung gemeint, für jede Leistung einen Gegenwert bekommen zu müssen, oder umgekehrt, alles bekommen zu können, wenn man nur genug einsetzt. Wir Menschen sind es gewohnt, immer nach Leistung und Lohn zu fragen und danach zu handeln. Wir bilden uns ein, dass alles, was wir haben, wir uns durch unsere Leistung, durch unsere Arbeit, durch unsere Intelligenz, vielleicht auch durch unsere Schläue verdient haben.

Wir haben etwas geleistet und deshalb haben wir Anspruch auf entsprechende Gegenleistung. Da sind wir im Denken doch ziemlich nah bei dem Jüngling. Das Leistungsdenken ist offensichtlich nicht eine Sache unserer Zeit, sondern das gab es auch schon vor 2000 Jahren.

Aber das Reich Gottes kann ich mir nicht erarbeiten. Das ist weder der Lohn für viele gute Taten, noch das Ergebnis eines guten Lebens. Das Reich Gottes erhält man einzig und allein als Geschenk. Bezahlen könnte man diesen Wert mit keiner noch so großen Leistung und mit keinem Geld der Welt.

Das will uns das heutige Evangelium deutlich machen. Das Reich Gottes gibt es weder zu erkaufen noch zu erleisten. Das Reich Gottes erhält man geschenkt oder gar nicht. Die gute Nachricht ist: Gott will es uns schenken.

Rudi Bittmann
Diakon