Predigt zum Abschied von Elisabeth und Johannes

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

die Kirche gehört im Land zwar zu den größten, aber vom Image her nicht immer zu den anerkanntesten Arbeitgebern. Denn das Interesse am Studium der Theologie hält sich stark in Grenzen, um nicht zu sagen, nimmt in den letzten Jahren deutlich ab. Dass die Kirche aber nicht nur theologische Fachkräfte braucht, wissen die Wenigsten und erst bei der Arbeitssuche kommen einige darauf, dass z.B. die Caritas, einige Alten- und Pflegeheime oder auch Krankenhäuser, Jugendzentren und Kindergärten ein Teil der katholischen Kirche sind. Auch wenn nicht in allen Bereichen die Zugehörigkeit zur Kirche von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verlangt wird, sollte der Geist der Kirche in jeder der Institutionen erkennbar sein.

Auch gesellschaftspolitisch gesehen wird die Kirche nicht automatisch für ihre Leistung geschätzt. Die e-Mails bzw. SMS-Affäre der letzten Monate hat gezeigt, dass ein abwertender Blick auf die Kirche bis zu den Spitzen der Politik reicht. Trotzdem entscheiden sich immer wieder Menschen wie Elisabeth und Johannes, in der Kirche und für die Kirche zu arbeiten. Um euch beiden ein wenig Motivation auf den weiteren Lebens- und Arbeitsweg mitzugeben, möchte ich die Kirche unter zwei Gesichtspunkten darstellen, die uns mit Stolz erfüllen können.

Zuerst die wirtschaftliche Sicht auf die Kirche.

2012 wurde eine Studie über die „Ökonomischen Effekte der öffentlichen Leistungen der römisch-katholischen Kirche in Österreich“ durchgeführt und 2015 herausgegeben. Den Forscherinnen und Forschern ist darum gegangen, die Kirche als Leistungsträgerin in der Gesellschaft anzuschauen und sie in Zahlen darzustellen, um mit anderen gesellschaftlichen Größen zu vergleichen.

Ich möchte Ihnen nur ein paar Eckdaten der Studie darstellen:

Die römisch-katholische Kirche in Österreich sichert 158.000 Arbeitsplätze, (123.000 in Vollzeitäquivalenten – in Oberösterreich 24.000)

Ein Mitglied der katholischen Kirche engagiert sich durchschnittlich 5,1 Stunden im Jahr ehrenamtlich auf verschiedenen Ebenen – hoch gerechnet sind das 14.000 ganztätig Beschäftigte, was ungefähr 540 Mio. Euro entspricht.

Alleine durch Taufen, Erstkommunionen und Firmungen gibt es Konsumausgaben von 147 Mio. Euro jährlich, wovon 60 Mio. der Gastronomie zugute kommen.

Von mehr als drei Mrd. Euro Gesamtsteuereinnahmen des Staates durch die Kirche gehen rund 1,4 Mrd. an die Sozialversicherung, 1,1 Mrd. an den Bund, 357,3 Mio. an die Länder, sowie 260 Mio. an die Gemeinden.

Alexander Schnabl – Leiter der Gruppe Unternehmen, Branchen und Regionen am Institut für Höhere Studien schreibt:

„Jeder 42. Euro wird im Umfeld von kirchlichen Leistungen erwirtschaftet, jeder 27. Arbeitsplatz in Österreich steht im Zusammenhang mit diesen Aktivitäten. Der Schwerpunkt dieser Leistungen liegt dabei in den Bereichen Gesundheit und Pflege, Soziales und Bildung. Die römisch-katholische Kirche erweist sich damit einerseits als wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber, ist dabei andererseits vorwiegend in Menschen in schwierigen Situationen helfend, aber wirtschaftlich weniger attraktiven Branchen tätig.“

Wir brauchen uns also nicht zu verstecken und schon gar nicht das Gefühl zu haben, dass wir auf Kosten des Staates, des Landes oder der Gemeinde leben. Wem wir etwas schuldig sind, das sind Sie, liebe Schwestern, liebe Brüder, die Menschen, die sich engagieren, die sich noch immer entscheiden, den Glauben zu pflegen und in den Familien weiter zu geben und allen, die die Kirche durch ihren Kirchenbeitrag unterstützen.

Das zweite, das ich euch auf den Weg heute mitgeben möchte, ist die Haltung, die wir alle – aber besonders die in der Kirche Berufstätigen – einnehmen sollten.

Im heutigen Evangelium haben wir gehört, dass Jesus die Menschen ohne Geld, ohne Vorrat, ohne Versicherung aussendet. Dabei geht es nicht um die oben genannten wirtschaftlichen Faktoren, es geht nicht um einen künstlichen Rigorismus, sondern um die Haltung, mit der wir zu den Menschen gehen sollten. Jesus möchte, dass wir, seine Gesandten, auf die Menschen, auf ihre Gastfreundschaft und Aufnahmebereitschaft angewiesen sind, dass wir uns auf sie einlassen, dass wir mit den Menschen das Leben teilen. Wir sollen nicht vollbepackt zu den Menschen kommen, nicht von oben herab, abgesichert mit fremden Gütern und Weisheiten. Das einzige was wir haben, ist die Botschaft des Friedens, damit der Friede auch in den Häusern der Menschen zur treibenden Kraft des Lebens wird. Jesu Sendung meint, geht zu den Menschen und lasst euch von ihrer Güte, von ihrer Offenheit überraschen.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
die Kirche bietet Platz und auch Arbeitsmöglichkeiten sehr vielen Menschen, die im Geist Christi leben und tätig sein wollen. Wenn Frauen und Männer sich auch in der Zukunft dafür entscheiden, die eigenen Begabungen im Sinne der Glaubensgemeinschaft einzusetzen, wird sie lebendig bleiben.  Weil die Arbeit in der Kirche, in der Pastoral zwar manchmal herausfordernd, aber auf jeden Fall, vielfältig, schön und erfüllend ist, kann ich sagen, denken bitte auch Sie nach, ob nicht auch Sie zu den Beruflich-Gesandten gehören möchten.

Ich wünsche uns allen, dass wir uns als Friedensgesandte verstehen und in diesem Sinne das Leben der Pfarre gestalten. Euch beiden, Elisabeth und Johannes wünsche ich Mut und Kraft, euch auf neue Menschen einzulassen, um mit ihnen zu leben, das Leben zu teilen und ihnen zu helfen, die Botschaft Jesu zu ihrer eigenen zu machen.

Slawomir Dadas
Pfarrer