Entscheidungen

Entscheidungen gehören zu unserem Leben. Manchmal geht es um Banales, manchmal aber auch um Richtungweisendes, um Existentielles für uns.
Eine Entscheidung durchzieht unser ganzes Leben und muss immer wieder neu getroffen werden: stehe ich heute, hier und jetzt in der Nachfolge Christi? Gehe ich meine Wege mit ihm?

zu Joh 6,60-69
Hat Jesus da den Bogen überspannt? „Was er sagt ist unerträglich. Wer kann das anhören!“ Das finden viele Jünger und sie laufen davon.

Unwillkürlich kommt uns da die heutige Situation unserer Kirche in den Sinn. Die menschenfremden Äußerungen von manchen kirchlichen Würdenträgern; der Versuch der Annäherung an vorkonziliare Gruppen und gleichzeitig die Missachtung derer, die die Ideen des letzten Konzils aufrecht halten wollen; das tatsächlich aufrechte Verbot von Frauen in der kirchlichen Hierarchie. Ja, und so weiter.

Ist es nicht wirklich zum Davonlaufen? Und haben nicht viele von uns schon einmal gedacht: warum bin ich denn noch dabei, warum tue ich mir das denn an?

Wenn wir zum Evangelium zurückkommen und zu denen, die Jesus die Gefolgschaft verweigert haben, dann gibt es da natürlich einen gewaltigen Unterschied. All das, was uns so missfällt, kommt ja nicht von Jesus und betrifft nicht Jesus. Wenn ich auf die kirchliche Administration sauer bin, dann bin ich noch lange nicht auf Jesus sauer.

Umgekehrt war Jesus offenbar auch nicht sauer, als die Leute, die ihn nicht verstanden haben, die seinen Worten nicht mehr folgen konnten, gegangen sind. Ja, er fragt sogar noch den innersten Kreis seiner Vertrauten: „wollt auch ihr gehen?“. Wie mir scheint einfach so: wenn ihr wollt, wenn ich euch nicht überzeugt habe, dann geht. Ich mache euch daraus keinen Vorwurf.

Ein Denkmodell: wenn unser Bischof oder meinetwegen auch der Papst selbst zu uns käme und sagen würde: es sind schon so viele von der Kirche weggegangen – wollt auch ihr gehen? Und ich bin euch deshalb nicht böse und Gott ist euch deshalb auch nicht böse und ihr werdet deshalb auch nicht verdammt werden.

Was würden wir tun? Was würden sie tun?

Ich bin mir ganz sicher: kaum einer würde aufstehen und gehen. Das, was uns hier hält, ist längst nicht die Angst vor einem schlechten Gewissen.

Das, was uns hier hält und was uns trotz allem menschlichen Ärger über die Kirche an Jesus bindet, den eben diese Kirche verkündet, das spricht Petrus ganz deutlich aus:

„Zu wem sollen wir sonst gehen. Du hast Worte des ewigen Lebens“.

Petrus, eine Führerfigur mit seiner Offenheit, seinem hundertprozentigem Engagement, mit seinem oft überbordenden Enthusiasmus. Andererseits versagt er auch öfter in wichtigen Momenten und die Wirklichkeit muss ihn immer wieder auf den Boden bringen. Wir können uns gut in ihm finden.

Gerade dieser Petrus, der uns so ähnlich ist, der sagt diese Worte: „zu wem sollen wir sonst gehen“.

Was sollen wir denn sonst tun. Was bleibt uns anderes übrig, als bei dir zu bleiben. Nur bei dir, und erst bei dir haben wir gefunden, was wir gesucht haben – nämlich Gott. Bei dir erleben wir das Heilige, das, was über unser eigenes Fühlen, Denken und Erleben hinausgeht. Du zeigst uns die Liebe und du verbindest uns untereinander. Und hier, im Gebet, im Gespräch mit dir, können wir auftanken und Kraft schöpfen.

Wenn wir uns entscheiden, hier zu bleiben, dann entscheiden wir uns für Jesus Christus. Und auch für seine Kirche. Und das heißt nicht, dass wir mit all dem einverstanden sein müssen, was die oft schwerfällige Institution so hervorbringt.

Wenn wir hier bleiben, dann zeigen wir unsere Hoffnung, unsere Überzeugung, dass Jesus in seiner Kirche lebendig ist und dass der Geist Gottes hier, in uns und mit uns wirkt.