Glaube der befreit – Besinnungsabend

Im letzten der 5 Besinnungsabende in der heurigen Fastenzeit ging es um den Glauben der befreit.

Unterschiedliche Freiheitsbegriffe: 
Bei den Hellenisten hatte Freiheit immer mit Politik zu tun. Sie steht immer in der Spannung zwischen dem einzelnen und der Gemeinschaft.
Bei den Juden war die Befreiung aus Ägypten das entscheidende Befreiungsgeschehen Israels, Freiheit ist immer religiös betont.


Biblisch
AT: im AT gibt es keine theoretische Auseinandersetzung mit der Freiheit: sie wird erlebt, oder ihr Fehlen erlitten
NT: auch hier keine theoretische Auseinandersetzung;
Jesus lebte die Freiheit (in der Aufhebung der Diskriminierung von Kindern, Zöllnern, Frauen, Kranken … und im besonderen Umgang mit Ritualen wie Sabbat, Fasten …)
Paulus beschäftigt sich intensiv mit der Freiheit; die Freiheit aus dem Glauben verdankt sich Christus, sie ist eine Freiheit vom Gesetz

Im Hellenistischen heißt glauben anerkennen, im jüdischen Sinn ist Glaube Beziehung, nicht intellektuell, sondern als Herzensangelegenheit.

Wovon/wozu kann Glaube befreien?

Glaube der befreit zur Liebe zu den Mitmenschen
Freiheit ist die Fähigkeit, das eigene Leben auf das Gute auszurichten und in der Ausrichtung auszuhalten. Nach Kamphaus bedeutet Freiheit nicht in erster Linie Unabhängigkeit (Distanz) sondern Zuwendung (Nähe). D. h. Freiheit ist die Ausrichtung des Lebens auf andere Menschen und nicht, sich immer distanzieren zu können, wenn man das möchte – „die Fähigkeit, eine andere Person zu bejahen und ihr auf Dauer die Treue zu halten. Wer solche Treue nicht aufbringen kann, wer sich immer wieder von neuen Wünschen erfassen und leiten lässt, wäre vielleicht ungebunden, aber nicht frei.“ (H. Rotter)

  • Schwierigkeiten, die Liebe und die Freiheit zu leben
    Diese ergeben sich aufgrund der Versklavung des heutigen Menschen durch
    – die Selbstsucht, die unbefriedigt bleibt, weil sie darauf abzielt, immer mehr für sich zu bekommen
    – die Frustration des Einzelnen, der sich selbst nicht liebt und nicht bejaht, sondern – bestimmt durch Egozentrik und Narzissmus – versucht, das von der Gesellschaft Erwartete zu erfüllen  (vgl. E. Fromm)

Glaube der befreit von der Sünde
Die Bilder des AT zeigen, dass der Mensch mit der Freiheit nicht umgehen kann (Schuldproblematik am Beispiel von Adam und Eva, Kain und Abel …) – folglich führte der Mensch Gesetze ein, sie haben das Überleben im Zusammenleben gesichert. Für die Juden bedeuteten die Gesetze folglich ihre Rettung. So, wie die Gesetze allerdings erfüllt worden sind, haben sie von der Sünde nicht befreit, und zur Versklavung geführt.

Jesus ist nicht gekommen, um die Gesetze abzuschaffen, sondern um sie neu zu deuten. Der Glaube befreit von der Sünde – in Jesus und nicht per Gesetz. Er befreit zu neuem Denken und Handeln; zum Querdenken in der Gesellschaft, in der Kirche. Der Glaube an ihn verändert die Menschen, sodass sie sich nicht mehr von außen steuern lassen, sondern als freie Menschen aus ihrem Innersten heraus handeln, sie gehen ihrem Herzen nach.

Glaube der befreit zum neuen Denken und Handeln
–          zur Freiheit, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen
–          zur Freiheit, das Gesetz „jeder ist sich selbst der Nächste“ zu durchbrechen
–          zur Freiheit, sich zugunsten anderer auch im Blick auf die kommenden Generationen einzuschränken und zurück zu nehmen
–          zur Freiheit, gegen räuberische Strukturen anzugehen
–          zur Freiheit, sich die eigene Endlichkeit und Gebrechlichkeit einzugestehen, sich dem eigenen Leid zu stellen und am Leiden anderer zu leiden

Fotos: Gabriele Eichberger