Zu spät kommen heißt: Anderes war mir wichtiger

„Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen.“
 Dieser Satz von Jesus fährt bei mir ein. Tu ich wirklich alles, um zu Gott zu kommen? Entspricht mein Bemühen all meinen Begabungen und Fähigkeiten, wende ich wirklich all meine Kräfte dafür auf?  Dann sagt Jesus weiter: “Viele werden es versuchen, aber nur wenigen wird es gelingen.“

Jesus möchte uns wach rütteln, den Ernst der Situation hervorheben, dass wir uns schon anstrengen müssen, unsere Kräfte einsetzen müssen, uns engagieren müssen, wenn wir in das Himmelreich kommen wollen. Wir sind nicht automatisch drinnen, weil wir am Sonntag in die Kirche gehen, seine Lehre hören, mit ihm bei Tisch sitzen, das Mahl halten. Wir müssen die Gaben, die Gott uns geschenkt hat in unserem Leben entdecken und diese gilt es dann auch einzusetzen. Und wer zu spät kommt, der bleibt draußen, die Tür wird zugesperrt.

Wir kennen das Sprichwort: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
Versuchen wir uns vorzustellen, was es heißt zu spät zu sein. Zu spät kommen heißt: Anderes war wichtiger. Ich habe eine Ausrede oder Rechtfertigung zur Hand. Die viele Arbeit, alle wollten noch etwas von mir. Aber am Ergebnis ändert sich nichts. Ich bekomme von den Menschen, von der Gemeinschaft in der ich lebe, das Entscheidende nicht mit. Die Kinder schlafen immer schon, wenn ein Spätnachhausekommender heimkommt. Der Partner hat sich zurückgezogen. Ein friedliches Bild, aber weiß der Zuspätkommende, was in der Familie vorgeht? Seine Welt würde zusammenbrechen, bliebe die Tür eines Tages zu. Aber lebt er nicht längst in einer anderen Welt? Wenn die Tür zubleibt, dann ist das die Quittung für eine lange Vorgeschichte. Menschen, Beziehungen, die uns zu lange egal sind, die immer nur nach uns selber an zweiter Stelle stehen, bieten uns irgendwann kein Zuhause mehr. Sie entziehen sich uns, so wie wir uns entzogen haben, ohne es zu merken. Hier ist es Gott selbst, der sich uns entzieht, weil wir uns entfremdet haben. Grausam, wenn der Hausherr hinter der zugeschlagenen Tür sagt: Woher bist du? Ich kenne dich nicht! Da hilft gar nichts mehr: keine Erinnerung an gemeinsam verbrachte Zeit, an gemeinsame Interessen, ja sogar an das Essen am gleichen Tisch. Alles wie weggewischt: Ich kenne dich nicht mehr. Du bist mir so fremd geworden. Grausam klingt das. Nun aber bleibt die Tür zu. Irgendwann ist die Zeit abgelaufen zum Aufbau und Pflegen einer Beziehung. Irgendwann ist es zu spät.

So mahnt uns auch Gott, dass wir die Beziehung zu einander pflegen müssen, sonst werden wir einander fremd, sonst bleibt die Tür zu. Es ist nicht Gott, der die Tür zumacht. Wir sind es, die die Tür zu Gott zumachen. Die Tür zu Gott ist eng, da kann man keine vollen Terminkalender, keine Aktentaschen, keine Sparbücher und auch keine vollen Einkaufswagen mitnehmen. Wir versperren uns so den Weg. „Was man durch dieses enge Tor mitnehmen kann ist ein weites Herz, ein Herz, das Raum hat für andere, so ein großes Herz kann die Tür zu Gott immer passieren.“ (Josef Denkmayer SVD)

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