Das Wesentliche nicht übersehen

predigt2„In diesen Tagen, als die Zahl der Jünger zunahm, begehrten die Hellenisten gegen die Hebräer auf, weil ihre Witwen bei der täglichen Versorgung übersehen wurden. Da riefen die Zwölf die ganze Schar der Jünger zusammen und erklärten: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und uns dem Dienst an den Tischen widmen. Brüder, wählt aus eurer Mitte sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit; ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen. Wir aber wollen beim Gebet und beim Dienst am Wort bleiben.“ (Apg 6,1-4)

 

 

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

wir leben in einer stressigen, hektischen, sehr schnellen Zeit. Sie umfasst fast alle Bereiche des Alltags. So wichtig und gut die neuen technologischen Entwicklungen sind, so sehr tragen sie auch dazu bei, dass wir ständig unter Druck stehen. Der Handwerker, wenn er fragt, wann die Arbeit gemacht werden sollte, hört in der Regel die Antwort: am besten gestern. Wenn jemand am Telefon nicht erreicht wird, sollte er innerhalb der kürzesten Zeit zurückrufen und wenn ein Mail zwei oder drei Tage unbeantwortet bleibt, wird schon nachgefragt, ob es nicht angekommen ist oder etwas passiert ist. Tag und Nacht online – also erreichbar – zu sein, ist die moderne Lebensweise, der viele Menschen verfallen.

Diese Haltung trägt aber auch dazu bei, dass sich einige in der Flut der Informationen verzetteln. Einige können nicht mehr unterscheiden, was wichtig, was wesentlich ist. Sie bleiben bei einigen spektakulären Nachrichten, die mit ihrem Leben nichts zu tun haben, hängen und wissen oft nicht, was sie selbst oder ihre nächste Umgebung besonders nötig hätten. Einige verlieren den Bezug zu ihrer eigenen Realität und leben nur noch in einer virtuellen Welt.

Der einzige Ausweg aus der Situation ist, sich immer wieder Zeit zu nehmen, um über die Vorgänge im eigenen Leben nachzudenken, selbst kritisch zu sein und zu fragen, ob ich auf dem richtigen Weg durch das Leben bin.

Gerade davon sprechen die heutigen Lesungen.

Bereits die Urgemeinde, wie wir in der Lesung aus der Apostelgeschichte gehört haben, hat sich in der täglichen Versorgung verzettelt und vernachlässigte die Verkündigung des Wortes Gottes. Oder im Evangelium Thomas und Philippus, die wahrscheinlich so mit dem rundherum um Jesus beschäftigt waren, dass sie nicht erkannten, wohin er sie führen will und wer er in Wirklichkeit ist. Scheinbar mitten im Leben, scheinbar ganz nahe an dem Wichtigsten und trotzdem am Leben und am Wesentlichen vorbei.

Und wie schaut es bei mir persönlich aus? Bin ich getrieben durch die Arbeit, durch die übernommenen Verpflichtungen, durch die Freizeit, durch den Zwang mit der Mehrheit der Gesellschaft mithalten zu müssen oder kann ich immer wieder in mich hinein hören, die Stimme des Herzens wahrnehmen? Kann ich mich frei spielen und mich immer wieder neu auf das Wesentliche ausrichten? Und gehört das Wort Gottes zum Wesentlichen meines Lebens?

Aus dem Brief des Apostels Petrus wurde heute ein Satz gelesen, der uns bewusst macht, wozu wir berufen sind und woraus wir handeln sollen. „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“. Ich hoffe, dass dieses Wissen um unsere besondere Auserwählung durch Gott zu den Motoren unsers Tuns gehört. Ich hoffe, dass uns diese Botschaft im Alltag stärkt und uns Mut macht, das eigene Leben zu hinterfragen und neu auszurichten.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

manchmal lassen wir uns in den Sog der Hektik hineinziehen, so dass unsere Lebensqualität darunter leidet. Manchmal werden wir nur getrieben; von einer zu der anderen Verpflichtung geschoben, gedreht wie ein Rad in einer Produktionsmaschine. Die österliche Botschaft macht uns aber bewusst, dass wir zu mehr berufen sind. Ich wünsche uns, dass wir bereit sind, auf diese Botschaft zu hören. Ich wünsche uns, dass wir uns im Leben nicht verzetteln, sondern uns dafür entscheiden können, was Wesentlich ist also was uns und unseren Nächten gut tun und was uns und unsere Nächsten zum Leben in Fülle führt.

 

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