Brot und Salz

predigt dadas„Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5,13-16)

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Salz und Brot gehören in einigen Ländern zum fixen Bestandteil der Begrüßungszeremonie. Ein hoher Besuch wird von den Gastgebern und ein frisch vermähltes Paar von den Eltern mit Brot und Salz an dem Ort der Feier empfangen. Das Brot als Hauptnahrungsmittel war immer mit dem Wunsch nach genug zum Essen, also nach dem Wohlstand, verbunden. Das Salz wurde aufgrund seiner Würze, Reinigungs- und Konservierungseigenschaften und im Zusammenhang mit seinem hellen oder transparenten Aussehen zum Symbol der moralischen und spirituellen Kräfte, also der geistlichen Lebenskraft.
Beides braucht der Mensch, um glücklich zu sein, beides kann er vor allem in und durch die Gemeinschaft erfahren.

Liebe Jubelpaare,
heute werden Sie von uns mit Brot und Salz beschenkt. Da Sie bereits viele Jahre gearbeitet haben, ist dieses Brot ein Symbol für die Mühen, die Sie als Paar auf sich genommen haben, um miteinander und in Ihren Familien ein gutes Leben zu haben. Sie sind mit sehr unterschiedlichen „Bschoadbinkerl“ ins gemeinsame Leben gestartet und zusammengekommen. Miteinander haben Sie viel geschafft. Jede und jeder hat in der vergangenen Zeit das eigene dazu beigetragen, dass Sie Freude und Sicherheit und in schwierigen Momenten Halt und Geborgenheit erfahren konnten; durch die Berufstätigkeit und durch die Arbeit zu Hause. Die sogenannten vier Wände, in denen Sie wohnen, sind so ein besonders Zeichen für die materielle Sicherheit, die Sie sich aufgebaut und die Sie an die nachfolgende Generation zum Teil weiter gegeben haben.

Das Salz steht für Ihre geistliche Lebenskraft. Diese hat sich in Ihrer Beziehung verändert und entwickelt. Denn auch in diesem Bereich galt es zuerst, die Unterschiedene zu einer Einheit zu führen. Manchmal haben Sie sich gegenseitig herausgefordert, manchmal auf Ihrem Weg bereichert und bestätigt. Sie mussten auch Antworten geben auf die Fragen der Zeit, die nicht stehen geblieben ist und in Form von schwindenden Kräften und Gebrechlichkeit auch Sie erreicht hatte. All das hat Sie geformt und zu einem neuen Menschen gemacht. Das Salz steht aber auch für die Würze des Lebens, für seinen Geschmack, den Sie ihm miteinander geben. Sie haben Ihre Umgebung geprägt und viele Ihrer Werte an die nächste Generation weitergegeben. Das Leben ohne Sie als Paar wäre ein anderes gewesen, ohne Ihre besondere Note.

Liebe Jubelpaare,
das Brot und das Salz haben auch immer einen rituellen Charakter gehabt und wurden dadurch geheiligt. Das Brot verwenden wir bis heute für die Eucharistie – also für die Danksagung vor Gott. Eine Prise Salz wurde früher auf die Zunge jedes Täuflings gelegt als Zeichen seiner geistigen Kraft und des Bundes mit Gott und wird heute für die Segnung des Weihwassers verwendet.
Auch Ihre Beziehung wurde durch Ihre Liebe geheiligt. Natürlich meint hier die Liebe keine romantische Verbindung, die allen jeder Zeit Freude macht, sondern die Bereitschaft, für einander zu leben, zu sorgen, Verantwortung zu übernehmen. Die Liebe meint: wie Brot und Salz zu sein, d.h. auf sich als Paar ganzheitlich zu schauen, so dass die eigene und gemeinsame geistliche Lebenskraft unter einem sicheren Dach wohnen kann.
Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich und wünsche noch viele Jahre, in denen Sie Hand in Hand gehen, um einander zu stützen, manchmal zu ziehen, manchmal zu bremsen aber vor allem, um zu spüren, dass Sie miteinander unterwegs sind als Nahrung und als Würze des Lebens für einander.

Slawomir Dadas, Pfarrer