Neustart durch die Taufe

Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Das neue Jahr hat gerade begonnen. Für viele von uns mit guten Vorsätzen für die eine oder andere Änderung in unserem Leben. Einen Neustart sozusagen. Heute haben wir auch von einem Neustart gehört. Einen Neustart für Jesus. Mit der Taufe durch Johannes beginnt sein öffentliches Wirken.  Mit der Taufe ändert sich bei Jesus das Leben radikal. Aus dem bisher unauffälligen Zimmermannssohn aus Nazaret wird einer, der so anders ist, der ganz unglaubliche Dinge tut.

Er überwindet Grenzen, Konventionen, Traditionen, die seit Jahrhunderten bestanden haben. In den Evangelien hören wir immer wieder davon.
Er verzeiht der Ehebrecherin vermeintlich Unverzeihbares.
Er heilt in den Aussätzigen vermeintlich Unheilbares.
In seinen ungezwungenen Kontakten mit Frauen überwindet er vermeintlich Unmoralisches.
In der Bergpredigt lehrt er vermeintlich Unlebbares.

Und er tut das alles auch noch heute. Eigentlich. Denn im Lauf der Zeit hat unsere Kirche neue Grenzen, Konventionen und Traditionen aufgebaut, die scheinbar wichtiger sind als die Lehre und das Tun Jesu, obwohl sie vorgeben, gerade das schützen zu wollen. Wie sonst ist es zu verstehen, dass dem Papst von der Kurie und vielen Kardinälen soviel Widerstand entgegengebracht wird, wenn er zum Beispiel endlich Versöhnung mit wiederverheirateten Geschiedenen schaffen will.

Trotzdem: wir sind auf diesen unglaublichen Jesus hin getauft, und auch wir haben durch die Taufe einen Neustart geschenkt bekommen und die Zusage, dass dieser unglaubliche Jesus unser Leben begleitet. Natürlich läuft es in unserem Leben nicht immer so, wie wir uns das ausmalen, es bedeutet nicht, dass wir immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen und auch nicht, dass wir nicht auch ins Zweifeln geraten mit unserem Glauben.

Aber es bedeutet, dass wir immer jemanden an unserer Seite haben. Es bedeutet, dass dieser Jesus unser Leben zum Guten bringen will, auch wenn das manchmal anders geschieht als wir uns das ausgedacht haben.

Wir dürfen uns nur nicht die Sicht verstellen lassen auf diesen Jesus durch von Menschen erdachte Konventionen und Traditionen. Der Neustart, der uns in der Taufe geschenkt wurde ist kein einmaliges Erlebnis. Die vielen Zeichen, die uns an unsere Taufe erinnern, wenn wir uns mit Weihwasser bekreuzigen, wenn wir in der Osternacht das Taufgedächtnis sprechen oder wenn wir einer Taufe beiwohnen  können uns befähigen, immer wieder neu durchzustarten.

In der Taufe haben wir die unzerstörbare Zusage Jesu bekommen, dass er an unserer Seite ist. Im Vertrauen darauf können wir getrost jedem Jahreswechsel und jedem Neustart entgegensehen. Wir können uns sicher sein: was auch kommt – alleine sind wir nie.

Rudolf Bittmann
Diakon